Ein sozialer Vertrag

Das Impfen: für viele offenbar eine Art soziale Währung. Eine neue Studie zeigt, dass viele Impfungen als gesellschaftlichen Vertrag betrachten.

Wer Impfungen befürwortet, stimmt damit offenbar einer Art sozialem Vertrag zu. Dies ergaben vier psychologische Experimente. Die Forscher ließen mehr als 2000 Teilnehmer an einem Onlinespiel teilnehmen, in dem es um die Vor- und Nachteile von Impfungen ging. Vor dem Spiel trafen die Probanden eine Impfentscheidung, gaben also an, ob sie sich selbst in dem Spiel als geimpft ansahen oder nicht. Beide Entscheidungen hatte negative monetäre Konsequenzen: Nichtgeimpfte hatten ein höheres Risiko zu erkranken und gefährdeten andere, wofür sie Geld verloren. Für Geimpfte entstanden Kosten durch Nebenwirkungen der Impfung.

Die Psychologen testeten außerdem vor und nach dem Spiel die Großzügigkeit der Teilnehmer; sie sollten Geldmarken zwischen sich und einem ihnen unbekannten Probanden aufteilen. Bei dem Nachtest mit einem anderen Partner erhielten sie zusätzliche Informationen über diesen, nämlich ob er sich vor dem Spiel für oder gegen eine Impfung entschieden hatte. Außerdem erfuhren sie noch, ob die andere Person einen Migrationshintergrund hatte. Die „geimpften Teilnehmer“ erwiesen sich als weniger großzügig, wenn der neue Partner nicht geimpft war, unabhängig davon, ob diese Person einen Migrationshintergrund hatte oder nicht.

Lars Korn u.a.: Vaccination as a social contract. PNAS, 2020. DOI: 10.1073/pnas.1919666117

Artikel zum Thema
Gesellschaft
Wer hinter Allem böse Machenschaften wittert, schadet damit sich selbst und anderen – das zeigt sich nicht zuletzt in der Covid-Pandemie.
Gesundheit
Geimpft und trotzdem mit Corona infiziert, Symptome inklusive? Wie sich ein Impfdurchbruch anfühlt und was Quarantäne bei Covid für Familien bedeutet.
Gesundheit
Wenn Patienten ihre Krankheit zeichnen.
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 9/2020: Meine Zeit kommt jetzt
Anzeige
Psychologie Heute Compact 76: Menschen lesen