PSYCHOLOGIE HEUTE Komplett eingeschlossen – locked-in. Das klingt für einen gesunden Menschen nach dem absoluten Super-GAU. Wie muss man sich das Leben eines Locked-in-Patienten vorstellen?
NIELS BIRBAUMER Das Problem besteht darin, dass wir uns das als gesunde Menschen eben nur sehr schwer vorstellen können. Denn wir finden es selbstverständlich, mit unserem Gehirn die Muskeln zu steuern, unseren Willen in Bewegung umzusetzen und mit anderen Menschen zu sprechen. Doch der Locked-in-Patient kann das alles nicht. Es ist wie bei einer Lähmung mit dem Giftstoff Curare, nur mit dem Unterschied, dass sich dieser Zustand bei Locked-in-Patienten wohl niemals bessern wird. Der Gedanke daran macht uns Angst, aber wir können uns nur schwerlich dort hineinversetzen.
PH Welche Erkrankungen münden denn ins Locked-in?
BIRBAUMER Es sind weniger spontane Schlaganfälle als vielmehr solche Krankheiten, die sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte entwickeln, wie etwa ALS (amyotrophe Lateralsklerose), multiple Sklerose und Parkinson. Was einerseits bedeutet, dass sich das Grauenvolle langsam steigert und die Hoffnung auf Besserung immer wieder vom zunehmenden Verfall des Körpers geschluckt wird, anderseits aber auch, dass man sich gewöhnen kann. Der letzte Aspekt wird oft ignoriert, man sieht nur die Katastrophe.
PH Ihnen ist es ja gelungen, mit solchen Patienten durch sogenannte brain-machine interfaces in Kontakt zu treten. Mit einer solchen Verständigungshilfe kann etwa ein komplett Gelähmter dem Pfleger mitteilen, dass er gewendet werden will. Aber das heißt ja nicht automatisch, dass er…
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