Viele Jahrhunderte war der therapeutische Raum mit dem Sakralen verbunden. Jeder der vielen hundert Tempel des Heilgottes Asklepios im antiken Griechenland hatte einen Altar, eine heilige Quelle, einen Tempel des Gottes, einen gesonderten Bezirk für die Weihegeschenke und als wichtigsten Ort für den Kranken das Abaton, eine Halle, in der er nachts in unmittelbarer Nähe zu dem Gott schlafen sollte, der ihn im Traum besuchen würde.
In Epidauros, wo der Heilgott begraben sein soll, ergänzen ein Theater, eine Rennbahn und zahlreiche Gästehäuser die Anlage. Täglich trafen Kranke ein und wanderten staunend, ja ungläubig durch den heiligen Bezirk. Sie studierten die Inschriften, die von der wunderbaren Hilfe des Gottes berichteten, wie dieses überlieferte Beispiel:
„Ambrosia aus Athen, auf einem Auge blind. Sie kam hilfesuchend zum Gotte, aber beim Umhergehen im Heiligtum spottete sie über manche Heilberichte. Es sei unmöglich und unglaublich, dass Lahme und Blinde durch bloßes Träumen gesund werden könnten. Aber im Schlafe hatte sie einen Traum. Es deuchte ihr, der Gott trete zu ihr und verspreche ihr, sie gesund zu machen; nur müsse sie als Lohn ein Weihgeschenk in den Tempel stiften, und zwar ein silbernes Schwein, zum Andenken an ihre Unwissenheit. Nach solcher Rede habe er ihr das kranke Auge aufgeschnitten und Balsam eingeträufelt. Als es Tag geworden, ging sie gesund von dannen.“
Veränderung des Therapieraumes
Der Therapieraum als Ort einer „persönlichen“ Beziehung hat, wie die Psychotherapie selbst, eine lange Vergangenheit und eine kurze Geschichte. Im 19. Jahrhundert setzte sich in der ärztlichen Praxis allmählich ein eigener Behandlungsraum durch, bis…
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