Therapie für Zahn und Seele

Seelische Belastungen können Gebiss und Kiefer zu schaffen machen. Was tun bei Zahnschmerzen, für die sich keine medizinische Ursache findet?

Ein Mann sitzt in einem Behandlungszimmer beim Zahnarzt und schaut nachdenklich auf einen großen weißen Zahn als Skulptur auf einem kleinen Schrank.
Manchmal brechen durch zahnärztliche Behandlungen seelische Wunden wieder auf. © Alexander Glandien

Über viele Jahre hatte sie ihren schwerkranken Mann gepflegt, die eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Weder zum Friseur noch zur Zahn­vorsorge hatte die Frau es geschafft. Als ihr Mann schließlich starb, versank sie in Trauer. Irgendwann zog es schmerzhaft in ihrem Kiefer. Bei der Zahnärztin stellte sich heraus: Gleich mehrere Zähne mussten gezogen werden. Ein Zahnersatz war nötig. Doch nach der umfangreichen Behandlung fingen die Beschwerden erst richtig an. Der Körper der Frau schien die Prothese nicht zu…

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vertragen. Sie drückte und schmerzte immerzu. Die Zahnärztin konnte keine Fehler in ihrer Arbeit finden. Doch die Patientin litt unentwegt.

Zahnärztin Anne Wolowski kennt viele solcher Geschichten: von Patientinnen mit unerfindlich starken Schmerzen, mit einem quälend brennenden Gefühl im Mund ohne erkennbare Ursache oder von Patienten mit unbemerkt abgeriebenen Zähnen. Die Privatdozentin leitet den Bereich Psychosomatik in der Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Münster.

Zusammenhang mit der Psyche

Zu ihr kommen Menschen mit dem Verdacht, es könnte etwas anderes hinter ihren Beschwerden stecken als ein zahnmedizinisches Problem: seelische Belastungen wie Stress oder Angst, unverarbeitete Konflikte oder traumatische Erlebnisse. „Die Psyche hängt mit den Zähnen zusammen, ähnlich wie mit anderen Organen, für die das allgemein akzeptiert ist. Doch für die Zähne ist das wenig bekannt“, erklärt Anne Wolowski. „Meine Patientinnen und Patienten sind oft irritiert, wenn ich sie frage, wie es ihnen geht oder wie es bei ihnen zu Hause läuft.“

Die Mundhöhle ist eine ungeheuer sensible Körperregion. Im sensorischen und motorischen Kortex, also den beiden Gehirnregionen, in denen der Körper wie auf einer Landkarte mit verzerrten Größenverhältnissen abgebildet ist, sind Zunge und Lippen überproportional groß repräsentiert. Die Bewegungen und die Sinnesempfindungen dieser Körperregion nehmen also großen Raum in unserem Bewusstsein ein. Die kleinste Irritation auf der Schleimhaut kann uns stundenlang ablenken. Schmerzende Zähne und entzündetes Zahnfleisch verderben uns den Genuss beim Essen oder Trinken, manchmal sogar beim Küssen.

Verbindung zu Gefühlen und Charaktereigenschaften

Schon im Säuglingsalter spielt der Mund eine bedeutende Rolle: Babys möchten ihr Saugbedürfnis stillen, erkunden mit Lippen und Zunge die Umwelt. Über die Muskeln rund um den Mund drücken wir Gefühle aus: Freude, Trauer, Ekel, Wut. „Zudem ist die Mundregion hoch symbolhaft. Gesunde Zähne und volle Lippen stehen für Jugendlichkeit und Attraktivität. Für Stärke und Potenz verwenden wir den Ausdruck ,Der hat Biss‘, sagt Maria Lenk, Zahnärztin und Humanmedizinerin, die am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden zu Psychosomatik und Zahnheilkunde forscht.

Die Sprache drückt aus, welche Verbindung wir zwischen den Zähnen und Charaktereigenschaften oder Emotionen zu sehen glauben: Die Mutige zeigt den Gegnern die Zähne, der Willensstarke beißt sich durch, die Gekränkte knirscht mit den Zähnen. Wir „gehen auf dem Zahnfleisch“, „kauen auf einem Problem herum“ oder „beißen beim anderen auf Granit“. „Viele Ausdrücke, die sprichwörtlich gebraucht werden, deuten auf Erkrankungsbilder im Mund- und Kieferbereich hin“, sagt Maria Lenk.

Den Stress wegbeissen

Besonders offensichtlich ist die Verbindung zwischen Psyche und Kiefer beim Zähneknirschen, Bruxismus im Fachjargon genannt. Emotionaler Stress kann sich in einer Anspannung der Kiefermuskeln zeigen. Der Zusammenhang ist vor allem für das Knirschen im Wachzustand belegt. Rund 31 Prozent der Erwachsenen pressen tagsüber die Kauflächen aufeinander, typischerweise junge Menschen zwischen 25 und 45 Jahren. Rund 12 Prozent knirschen nachts. Die Folge können chronische Kiefer- oder Gesichtsschmerzen oder eine Kieferstarre sein.

Langfristig reiben sich die Zähne ab. „Wir alle beißen bei Stress unbewusst die Zähne zusammen“, erläutert Anne Wolowski. Das könnte sogar nützlich sein: Eine Studie ergab, dass das Kauen auf einem Paraffinwürfel die Menge des Stresshormons Kortisol im Blut reduziert. „Aber Menschen mit Bruxismus spannen die Kiefermuskeln auch in Erholungsphasen an. Sie können sich nicht mehr entspannen“, sagt Wolowski.

Außerdem – auch dies kann manche Zahnschäden erklären – verschlechtert sich bei Stress und psychischer Belastung die Mundhygiene. Medizinstudierende putzen die Zähne in ihrer Examenszeit weniger gründlich, wie eine Untersuchung zeigte. Eine Analyse von 26 Studien ergab im Jahr 2016, dass auch Menschen mit einer Depression oder starken Ängsten ein erhöhtes Risiko für Zahnerkrankungen haben, insbesondere für Zahnverlust. Neben einer vernachlässigten Mundhygiene könnte dabei Mundtrockenheit, eine Nebenwirkung mancher Antidepressiva, eine Rolle spielen.

Wenn es im Mund brennt

Anspannung und Niedergeschlagenheit führen also oft zu Verhaltensweisen, die den Zähnen schaden. Doch in der Psychosomatik vermutet man, dass Psyche und Kiefer nicht nur indirekt über das Verhalten, sondern auch auf einem direkten Weg miteinander in Verbindung stehen. Vor allem Schmerzsyndrome könnten auf seelische Belastungen zurückgehen.

„Eine wichtige Rolle spielen Lebensumstellungen“, sagt Anne Wolowski. Wie bei der eingangs erwähnten Frau, deren Zahnersatzbehandlung in eine Phase der Trauer fiel. Sie habe eine „somatoforme Prothesenunverträglichkeit“ entwickelt, so Wolowskis Diagnose. Symptome könnten neben Schmerzen und Brennen im Mund Probleme beim Schlucken und Schmecken sein.

Betroffen seien vor allem Frauen im Alter über 55. Oft forderten sie die Anfertigung einer neuen Prothese, manchmal mehrfach hintereinander, suchten immer neue Zahnärztinnen und Zahnärzte auf, sagt Wolowski. Sie spricht von einem „therapeutischen Amoklauf“, der die Betreffenden zusätzlich belaste und viel Geld kosten könne. Im Schnitt vergingen dreieinhalb Jahre, bis der Einfluss psychischer Faktoren erkannt werde.

Verstärkende Wirkung seelischer Belastungen

Der Übergang zu einer Prothese kann Maria Lenk zufolge von dem Gefühl begleitet werden, weniger durchsetzungsstark oder attraktiv zu sein. „Innerseelische Konflikte und Widerstände gegen den Zahnersatz können das Fremdkörpergefühl verstärken und orale Abwehrreaktionen hervorrufen, wie einen Würgereiz oder Mundschleimhautbrennen“, sagt die Zahnmedizinerin.

Mundschleimhautbrennen kann auch ohne Prothese auftreten. Betroffene empfinden einen unerklärlichen Schmerz, häufig auf der Zunge. Wie es zu den Missempfindungen des Nervensystems kommt, gibt Forschenden Rätsel auf. Dass neben körperlichen Ursachen wie einem Hormonumschwung auch psychische Symptome mit der Erkrankung einhergehen können, bestätigte 2017 eine Auswertung von 15 kontrollierten Studien. Ein finnisches Forschungsteam führte über zwei bis vier Stunden strukturierte diagnostische Interviews mit 63 Personen, die unter Mundschleimhautbrennen oder atypischem Gesichtsschmerz – einem weiteren Leiden ohne klare Ursache – litten.

33 von ihnen waren im Laufe ihres Lebens bereits seelisch erkrankt, besonders häufig an Depressionen oder Angststörungen. Fast 80 Prozent der psychischen Symptome waren bereits vor Beginn der Mund- oder Gesichtsschmerzen aufgetreten. Oft wurden sie chronisch. Die Autoren vermuten, dass eine geminderte Aktivität des Botenstoffes Dopamin im Gehirn sowohl die seelischen Erkrankungen als auch die Schmerzen erklären könnte.

Traumatisierungen in früheren Entwicklungsphasen

Manchmal brechen durch eine zahnärztliche Behandlung seelische Wunden wieder auf, sagt Lenk. Wie bei jener Frau mittleren Alters, die nach einer Operation am Kiefer einen starken Würgereiz entwickelte, sobald etwas in ihren Mund gelangte. Selbst das Zähneputzen wurde zur Qual. Im Gespräch mit Maria Lenk erinnerte sich die Patientin, in ihrer Kindheit und Jugend einen ähnlichen Würgereiz empfunden zu haben.

Erst mit ihrem Auszug aus dem Elternhaus hatte er nachgelassen. Schließlich berichtete die Frau, dass sie jahrelang im engsten Familienkreis sexuell missbraucht worden sei, auch oral. „Auf die Grenzverletzungen durch den Missbrauch hatte sie mit Ekelabwehr reagiert“, so die Erklärung von Maria Lenk. „Die Operation im Mundbereich und der Kontrollverlust in der benötigten Narkose hatten den Würgereiz erneut ausgelöst.“

Die Psychologin Christiane Eichenberg hält insbesondere Erfahrungen in der frühen Entwicklungsphase eines Kindes bis zum 18. Lebensmonat für bedeutsam, die Freud „orale Phase“ nannte: „Störungen oder gar Traumatisierungen in dieser Zeit, in der es darum geht, Urvertrauen aufzubauen, können nachhaltige Auswirkungen haben.“ Solche Störungen könnten bereits in zu wenig Liebe, Zuwendung oder Feinfühligkeit vonseiten der Bezugspersonen bestehen, meint die Leiterin des Instituts für Psychosomatik an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien.

Emotionale Stabilität wiedererlangen 

Das spiegelt auch die Erfahrung der Berliner Psychotherapeutin Hilde A. Urnauer wider, die seit 2006 in der Patientenberatungsstelle „Seele und Zähne“ einmal monatlich Betroffene berät, gemeinsam mit einer Zahnärztin. „Oft ­sitzen mir Menschen gegenüber, die in ihrer Kindheit keine guten Bindungserfahrungen gemacht haben und emotional nicht ausreichend versorgt wurden“, sagt sie.

Die Beratungsstelle ist eine Initiative der Psychotherapeutenkammer und Zahnärztekammer in Berlin. Die Patienten kommen mit einer Überweisung vom Zahnarzt oder Psychotherapeuten. Die Beraterinnen geben eine Einschätzung zur Diagnose ab und äußern Empfehlungen zur weiteren Behandlung. „Wenn Menschen emotional instabil sind, sollten sie zunächst ins Gleichgewicht kommen, bevor eine langwierige Behandlung wie eine Anpassung des Zahnersatzes begonnen oder fortgesetzt wird“, sagt Urnauer.

Davor steht ein wichtiger Schritt: den Gedanken zuzulassen und nicht gleich abzuwehren, dass die Symptome psychosomatisch (mit-)bedingt sein könnten. „Die Zusammenhänge mit seelischen Belastungen wollen und können die Patienten und Patientinnen oft nicht sehen“, so Urnauer. „Manche sind sehr auf eine zahnmedizinische Behandlung fixiert.“ Besonders groß ist der Widerstand, wenn die Beschwerden bereits viele Jahre zahnärztlich behandelt, vielleicht sogar Zähne gezogen wurden – und nun soll plötzlich die Psyche dahinterstecken?

Entspannungsübungen zur Stressbewältigung

Anne Wolowski bezieht die Frauen und Männer, die sie zahnmedizinisch untersucht, daher intensiv mit ein und schaut sich das Gebiss sehr genau an. So gewinnt sie ihr Vertrauen und ebnet den Weg für die Erkenntnis: Die Zähne sind mein Schwachpunkt. Sie bereiten mir oft Schmerzen und Missempfindungen, ohne dass ein Schaden erkennbar wäre. Ich muss also deswegen nicht ständig eine Zahnärztin aufsuchen.

Aber was kann ich stattdessen tun? Oft hilft das Einüben von Entspannungstechniken wie progressiver Muskelentspannung und Methoden zur Stressbewältigung. Menschen, die tagsüber mit den Zähnen knirschen, können auch mit Biofeedback lernen, die Anspannung in ihrem Kiefer bewusst zu lösen.

Dabei registrieren Elektroden an den Wangen die Muskelspannung und das Gerät stellt sie auf einem Bildschirm als Kurve oder Schaubild dar, etwa von einem Ballon, der entweder steigt oder sinkt. Die Betroffenen sehen also unmittelbar, wie stark sie ihren Kiefer gerade anspannen und wann es ihnen gelingt, die Muskeln dort ein wenig zu lockern. Biofeedback wird jedoch nur vereinzelt angeboten.

Suche nach der Funktion der Schmerzen

Manchmal kann eine Psychotherapie hilfreich sein. „Wir versuchen zum Beispiel herauszufinden, welche Funktion die Schmerzen haben“, erläutert Hilde A. Urnauer. Wie bei der Frau, die durch Knirschen ihre Zähne so stark abgerieben hatte, dass ihr Gebiss mit Kronen künstlich erhöht werden musste. Anschließend entwickelte sie starke chronische Schmerzen im Oberkiefer. Nur mit Schmerzmitteln kam sie durch den Tag. Der Zahnarzt erneuerte die Kronen, ohne Auffälligkeiten an den Zähnen zu bemerken. Die Schmerzen blieben.

In der Psychotherapie stellte sich heraus, dass während der Zahnbehandlung die Mutter der Frau gestorben war, sie ein Haus gebaut und einen Umzug vorbereitet hatte. Als sei dies nicht Stress genug, wünschte sich der verwitwete Vater, dass die Tochter sich stärker um ihn kümmern möge. „Auf diese inneren Spannungen reagierte ihr Körper mit Schmerz“, so Urnauers Erklärung. „Die Beschwerden gaben ihr die Erlaubnis, sich abzugrenzen und sich zunächst um sich selbst und nicht um den Vater zu kümmern.“

Neues Wahlfach für angehende Ärztinnen und Ärzte

Zahnärzte und Zahnärztinnen sollten über solche psychosomatischen Zusammenhänge informiert sein – schon aus Eigeninteresse: „Für sie sind diese Patienten schwierig. Sie fragen sich, ob sie in ihrer Diagnostik doch etwas übersehen haben oder bei der Behandlung einen Fehler gemacht haben könnten“, berichtet Urnauer.

Durch eine neue Approbationsordnung, die im kommenden Wintersemester umgesetzt werden wird, können Zahnmedizinstudierende zukünftig Veranstaltungen in klinischer Psychologie und Psychosomatik als Wahlfach belegen. Das erworbene Wissen könnte ihnen helfen, Frauen und Männer in ihrer Sprechstunde besser zu beraten, mit Psychotherapeuten zu kooperieren – und den Patienten so eine Behandlung zukommen zu lassen, die diesen wirklich hilft.

„Beim Zahnarzt baut sich ein Machtgefälle auf“

Kaum jemand geht gern zur Zahnbehandlung. Manche meiden die Praxis jahrelang. Zahnärztin und Ärztin Maria Lenk über Ursachen und Therapie der Zahnbehandlungsangst

Jede fünfte Person in Deutschland fürchtet sich vor dem Zahnarztbesuch und bis zu 80 Prozent fühlen sich davor zumindest unwohl. Woher kommt die Angst?

Es widerspricht der Natur des Menschen, sich in so eine wehrlose exponierte Situation zu begeben, liegend auf einem Stuhl, vor einem Fremden, dem man Zugang zu dem intimen Mundbereich gewährt, ­während man sich nicht artikulieren kann. Da baut sich ein Machtgefälle auf, man verliert die Kontrolle, erwartet Schmerzen.

Einige Menschen entwickeln so eine starke Angst, dass sie die Zahnbehandlung jahrelang vermeiden. Was steckt dahinter?

Wenn jemand aus Angst die Behandlungs­angebote nicht in Anspruch nehmen kann, die sie oder er benötigt, liegt eine krankheitswertige Zahnbehandlungsangst vor. Die Zahnbehandlungsphobie betrifft fünf bis zehn Prozent der Deutschen. Häufig berichten diese Menschen von schmerzhaften oder bedrohlichen Vorerfahrungen, zum Beispiel dass bei der Behandlung die Betäubung nicht gewirkt hat.

Was hilft den Betroffenen?

Den Zahnarzt schon vor der ersten Behandlung kennenzulernen und über die Ängste zu sprechen. Man darf danach durchaus sagen: „Das passt hier nicht für mich, ich gehe wieder!“ Es hilft, genau zu vereinbaren, welche Behandlungsschritte in einer Sitzung geschehen werden, und wenn die Zahnärztin kommentiert, was sie macht. Außerdem empfehle ich, Stoppsignale zu vereinbaren, zum Beispiel Handheben oder gut hörbare Geräusche. Dann wird die Behandlung sofort abgebrochen.

Und bei besonders starker Angst?

Dann sollte eine Psychotherapeutin, ein Psychotherapeut mit einer Spezialisierung in Verhaltenstherapie ins Boot geholt werden. In der Therapie geht es zuerst darum, dysfunktionale Befürchtungen zu korrigieren und eine Angsthierarchie zu erstellen, also weniger angstbesetzte von stark angstauslösenden Situationen zu unterscheiden.

Dann beginnt die Expositionsbehandlung. Die Therapeutin begleitet den Patienten zum Zahnarzt, zunächst in weniger angstbesetzten Situationen, zum Beispiel beim Kennenlernen des Sprechzimmers. Durch die bewusste Wahrnehmung gewöhnt sich der Patient an die Angst und macht neue positive Erfahrungen. Für gewöhnlich ist die Behandlung sehr gut wirksam und dauert nur fünf bis fünfzehn Sitzungen.

Dr. Maria Lenk ist Zahnärztin und Ärztin. Sie arbeitet an der Klinik und Poliklinik für ­Psychotherapie und Psychoso­matik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden. Neben ihrer klinischen Tätigkeit leitet sie dort den Forschungsbereich Psychosomatik und Zahnheilkunde

Literatur

Deutsche Gesellschaft fur Funktionsdiagnostik und -therapie in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGFDT), Deutsche Gesellschaft fur Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung von Bruxismus. Stand: Mai 2019

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Psychosomatik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Leitfaden der Bundeszahnärztekammer. Bundeszahnärztekammer, Ausschuss Praventive Zahnheilkunde der BZAK. Berlin, November 2006

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Anne Wolowski, Hans-Joachim Demmel: Psychosomatische Medizin und Psychologie für Zahnmediziner. Schattauer, Stuttgart 2010

Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 10/2021: Zeit finden