Die Frau mittleren Alters litt seit Jahren an Depressionen, in den letzten beiden praktisch ununterbrochen. Darum entschloss sie sich, an einer Studie des Mannheimer Zentralinstituts für Seelische Gesundheit teilzunehmen. Patientinnen und Patienten, denen bisher nichts dauerhaft geholfen hat, erhalten eine Substanz verabreicht, die eigentlich verboten ist: Psilocybin – der Hauptwirkstoff sogenannter Zauberpilze, der Halluzinationen und mystische Erfahrungen erzeugen kann.
Für wissenschaftliche Studien wird Psilocybin synthetisch erzeugt und als Kapsel verabreicht. In Mannheim begleiten zwei Therapeutinnen oder Therapeuten die Sitzung. Die ganze Zeit läuft Musik, die unter dem Einfluss der Droge sehr intensiv wahrgenommen wird und die Erfahrung lenken kann.
Zwei Stunden lang tat sich bei der Patientin erst einmal gar nichts. Dann fing sie an zu weinen und zu lachen, manchmal unkontrolliert. Sie weinte mehrere Stunden. Erst als die Wirkung nach sieben Stunden langsam abklang, war es wieder möglich, mit ihr zu reden. Sie sagte, das sei die beeindruckendste Erfahrung gewesen, die sie je in ihrem Leben gemacht habe.
Chemisches Gewitter
Eine halluzinogene Droge einzunehmen kann ein tiefgreifendes Erlebnis sein. Wer sie nimmt, hat oft das Gefühl, die Welt in ganz neuem Licht zu sehen und zu profunden Einsichten zu kommen. Kann das helfen, psychische Störungen zu überwinden? Oder profaner: Drogen greifen – genau wie herkömmliche Psychopharmaka – in das Wechselspiel der Nervenbotenstoffe im Gehirn ein. Ist dieses Wechselspiel durch die Krankheit gestört, könnte das chemische Gewitter womöglich reinigend sein. Ist es so?
Die Forschenden in Mannheim um den Psychiatrieprofessor Gerhard Gründer prüfen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Berliner Charité, ob Psilocybin gegen Schwermut hilft. 144 Depressive, bei denen bisher nichts dauerhaft gewirkt hat, erhalten entweder als eine Art Placebo eine winzige…
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