Wenn wir Schönes nicht sehen

Wenn wir uns im Tunnel des Alltags befinden, nehmen wir die schönen Akzente des Lebens nicht mehr wahr.

Manchmal fallen uns während eines Spaziergangs durch den Park die Rosen in kräftigem Gelb, Orange oder Pink nicht auf. Leider ist dies offenbar genau dann der Fall, wenn wir den Anblick von etwas Schönem gut gebrauchen könnten, nämlich wenn wir im alltäglichen Hamsterrad gefangen sind. Dies stellten eine Psychologin und ein Psychologe in einer Studie fest. Sind wir gedanklich zu sehr mit Alltagsstress beschäftigt, bekommen wir nicht mit, wie schön es um uns herum oft ist – und haben nichts davon.

Die 115 Teilnehmenden, überwiegend Studierende, hatten eine spezielle App heruntergeladen. Über diese wurden sie zwei Wochen lang jeweils zwölfmal am Tag gefragt, ob sie eine ästhetische Erfahrung gemacht hatten und wie intensiv diese gewesen war. Was eine ästhetische Erfahrung ist, war breit definiert: ein Anblick in der Natur, ein Erlebnis mit einer Person, das Erleben von Kunst, Musik oder Literatur. Die Probandinnen und Probanden wurden außerdem gefragt, ob sie bei dem Anblick an etwas Fröhliches oder Erfreuliches gedacht und den Moment genossen hätten oder ob sie gedanklich mit etwas anderem beschäftigt gewesen seien.

Auf diese Weise kamen mehr als 15000 Berichte von ästhetischen Empfindungen zusammen. Offenbar, so lautet die Schlussfolgerung, stehe das alltägliche Handeln, das die Ressourcen des Arbeitsgedächtnisses beanspruche, im Konflikt mit unseren ästhetischen Erfahrungen.

Rosalie Weigand, Thomas Jacobsen: Beauty and the busy mind: Occupied working memory resources impair aesthetic experiences in everyday life. Plos One, 2021. DOI: 10.1371/journal.pone.0248529

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 7/2021: Sich von Schuldgefühlen befreien
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