Einfach unproduktiv

Eine Forschergruppe beschreibt, wann Menschen ihre Freizeit als erholsam wahrnehmen und was das mit Produktivität zu tun hat.

Sie waren im Kino, aber hatten das Gefühl, Sie säßen da nur herum und verschwendeten Ihre Zeit – obwohl der Film eigentlich gut war? Wenn ja, könnte dies daran liegen, dass Sie eine bestimmte Überzeugung mit sich herumtragen: Wenn ich einfach nur genieße, ist das unproduktiv.

In vier Studien fragten Forscherinnen und Forscher zunächst, ob diese Haltung bei den Teilnehmenden vorhanden war. Außerdem fragten sie die teilnehmenden Männer und Frauen, wie sie verschiedene Freizeitaktivitäten – vom „Abhängen“ mit Freundinnen und Freunden über Kino- oder Clubbesuche bis hin zu Sport oder Meditation – erlebten und ob sie sich dabei erholten. Das Ergebnis: Manche konnten ihre freie Zeit nur dann als erholsam erleben, wenn sie etwas Nützliches oder Zielführendes taten, also Sport trieben oder meditierten.

Mit dem Gefühl von Zeitverschwendung gingen bei den Befragten auch mehr Angst und eine stärkere depressive Symptomatik einher. Die Psychologinnen und Psychologen schreiben dazu: Wer unproduktiv verbrachte Zeit für Verschwendung hält, schadet sich damit selbst. 

Literatur

Gabriela N. Tonietto u.a.: Viewing leisure as wasteful undermines enjoyment. Journal of Experimental Social Psychology, 97, 2021. DOI: 10.1016/j.jesp.2021.104198

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2022: Für sich einstehen
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