Quiz: Welche junge Frau wäre hier lieber ein Mann?

Der Hund muss mit in die Therapiesitzung und sie möchte mit einem Jungennamen angesprochen worden. Aus welchem Buch entspringt diese Patientin?

Eine androgyne Frau steht mit ihrem Hund am Meer und schaut in die Ferne
„Ohne meinen Hund? Ohne mich!“, sagt die Patientin und bringt ihren Vierbeiner mit auf die Couch. © raquel arocena torres/Getty Images

Frau K. betritt die Praxis zusammen mit ihrem Hund. Der sei „nicht verhandelbar“. Sie setzt sich mir gegenüber. Der Hund darf auf die Couch, was mir einen anerkennenden Blick einträgt. „Ich bin nicht hier, weil ich muss“, sagt sie, „sondern weil meine Mutter meint, ich sollte mal mit jemandem reden, der nicht dauernd Cupcakes backt.“

Frau K. wollte schon immer ein Junge sein. Ihre Freunde und ihre Mutter haben sich daran gewöhnt, sie mit einem Jungennamen anzureden. Einzig ihr Vater nennt sie bei ihrem Mädchennamen. Nicht aus Trotz, sondern aus Schusseligkeit. Der Vater ist ein Naturwissenschaftler, der alles um sich herum vergisst, wenn er in seinem Labor arbeitet, seine Tochter ebenso wie die Mahlzeiten. Es wird schnell deutlich, dass Frau K. keine Transition wünscht, sondern eine Art von Freiheit, die sie allein dem männlichen Geschlecht zuordnet. (Sie neigt zu einer gewissen Überschätzung dieser Ungebundenheit.)

Ihr Selbstbild ist keine Phase, sondern gehört zu ihrer Weise, sich in a man’s world zu behaupten. Wenn ich sie frage, warum sie so oft in Rage gerät, sagt sie: „ADHS.“ Wir grinsen beide. „Und weil ich mich sonst verliere.“ Ich frage sie, ob sie auch das Gefühl kennt, schwach zu sein. „Nur wenn mein Hund mal krank ist“, antwortet sie leise.

In der fünften Stunde frage ich sie, was sie tun würde, wenn sie für einen Tag wirklich ein Junge wäre. Sie zögert, was selten ist. Dann sagt sie: „Wahrscheinlich dasselbe wie jetzt. Nur mit weniger Fragen.“ Auf der Couch winselt der Hund.

Aus welchem Buch stammt der beschriebene Patient? Hier finden Sie die Auflösung.

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