​Von wegen bescheiden

Das so gennannte „humblebragging“ wirkt vollkommen unglaubwürdig – dann lieber gleich richtig prahlen

Prahlen und dabei liebenswert sein? © Plainpicture

„Es ist sehr anstrengend, die einzige Person zu sein, der mein Chef dieses Projekt wirklich zutraut.“ Bei solchen Sätzen handelt es sich laut US-amerikanischen Forschern um Prahlerei, die mit Bescheidenheit maskiert wird. In neun Studien haben die Forscher das Phänomen jetzt erstmals empirisch nachgewiesen und nennen es humblebragging. Dabei fanden sie zwei Formen: Das Prahlen wird entweder mit zur Schau getragener Bescheidenheit maskiert oder mit einer Beschwerde. Offenbar versuchen Prahler so, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Sie wollen gleichzeitig als liebenswert und respektabel gelten, heißt es.

Die Forscher belegen, dass das Phänomen im Berufs- und Privatleben wie auch in den sozialen Medien häufig vorkommt und den allermeisten Teilnehmern vertraut war. Außerdem testeten die Psychologen beide Formen auf ihre Wirkung hin und stellten fest: Es funktioniert nicht. Humblebragging wirke vollkommen unglaubwürdig – da sei es fast noch besser, einfach nur zu prahlen, meinen die Autoren.

Ovul Sezer u.a.: Humblebragging: A distinct – and ineffective – self-presentation strategy. Journal of Personality and Social Psychology. Online publiziert Dezember 2017. DOI: 10.1037/pspi.0000108

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 4/2018: Die Kunst der Zuversicht
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