Auswirkung der Bullshit-Arbeit

Arbeit, die von uns als unnötig empfunden wird, schadet unserer psychischen Gesundheit. Wie kann der Sinnlosigkeit im Beruf entgegengewirkt werden?

Eine Büroangestellte sitzt gelangweilt an ihrem Arbeitsplatz
Gelangweilt starrt sie aus dem Fenster. Mit ihrer Arbeit ist sie für heute fertig, doch weitere fünf Stunden im Büro liegen noch vor ihr. © Westend61/Getty Images

Jobs, die man ohne Verluste streichen könnte, nannte der 2020 verstorbene Publizist David Graeber Bullshit-Jobs. In seinem gleichnamigen Buch beschreibt er, wie viele Menschen jeden Tag etwas tun, das sinnlos, unnötig oder sogar schädlich ist – und von den Tätigen meist genauso empfunden wird, selbst wenn sie es nicht zugeben dürfen.

Graeber unterscheidet verschiedene Typen. „Lakaien“ etwa sind nur dazu da, damit sich andere Menschen wichtig fühlen und gewisse Aufgaben – etwa Anrufe beantworten, Formulare ausfüllen – nicht selbst machen müssen. „Kästchenankreuzer“ produzieren nutzlose Papierberge.

Das Gefühl der Sinnhaftigkeit

Mit seiner Theorie traf Graeber einen Nerv, auch wenn Forschende seine Datengrundlage kritisierten. Unter anderem deshalb, weil Sinn und Nutzen einer bestimmten Tätigkeit nur sehr schwer messbar sind. Für die psychischen Auswirkungen ist aber vor allem relevant, wie Menschen selbst ihre Tätigkeit wahrnehmen. Wenn man seine Arbeit für sinnlos hält, kann das die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Andersherum kann eine als sinnvoll empfundene Arbeit die psychische Gesundheit stärken.

Bessere Arbeitsbedingungen und mehr Möglichkeiten zum Kontakt mit anderen können gegen das Gefühl der Sinnlosigkeit helfen. Gegen die Bullshit-Jobs an sich muss nicht die oder der Einzelne, sondern die Gesellschaft etwas tun. Graeber befürwortet in seinem Buch ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit jede und jeder selbst entscheiden kann, wie sie oder er der Menschheit nützen möchte.

Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie gerne auch den Erfahrungsbericht eines Sachbearbeiters aus Hessen, wie er mit Langeweile und Frust in seinem Job umgeht in „Ich würde meine Stelle streichen“.

Quellen

David Graeber: Bullshit-Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit. Klett-Cotta 2023 (6. Auflage)

Pedro F. Bendassolli: Work and depression: A mea­ning-making perspective. Culture & Psychology, 2024

Simon Walo: ‘Bullshit’ after all? Why people consider their jobs socially useless. Work, Employment and Society, 37/5, 2023, 1123–1146

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 9/2024: Meine Grenzen und ich
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