Aus Fehlern lernt man? Stimmt. Ist aber schwierig. Forscherinnen der University of Chicago ließen rund 400 Teilnehmende Fragen beantworten, auf die es nur zwei Antwortmöglichkeiten gab. Anschließend erhielten sie entweder eine Rückmeldung, was sie richtig gemacht hatten (success feedback) oder was sie falsch gemacht hatten (failure feedback). Die Teilnehmenden, die auf ihre falschen Antworten hingewiesen wurden, erzielten im Nachfolgetest schlechtere Ergebnisse und erinnerten sich außerdem schlechter an ihre Antworten. Auch in vier weiteren Tests unter leicht veränderten Bedingungen zeigte sich dieses Ergebnis.
Die Erklärung: Scheitern gilt als Bedrohung für das Ego. Deshalb neigen Menschen dazu, sich lieber nicht zu genau damit zu befassen. Zudem untergräbt Scheitern die Motivation und kann dafür sorgen, dass Menschen gesetzte Ziele aufgeben oder kleiner ansetzen. Geht es jedoch um das Scheitern anderer Menschen, fällt die Ego-Bedrohung weg und man kann leichter etwas lernen.
Daraus lässt sich ableiten: Wer sein Scheitern anerkennt und offen davon erzählt, tut anderen etwas Gutes – und vielleicht auch sich selbst. Noch mehr Tipps aus der Forschung: sich auf den konkreten Misserfolg konzentrieren (durchgefallen bei einer speziellen Klausur) und daraus Handlungen ableiten (mehr lernen); nicht von „ich“ sprechen, sondern den eigenen Vornamen benutzen und sich auf diese Weise distanzieren – „Martin ist bei dieser Klausur durchgefallen“. Sich vor Augen halten, welche Faktoren man beeinflussen kann.
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Quellen
Lauren Eskreis-Winkler, Ayelet Fishbach: Not learning from failure – the greatest failure of all. Psychological Science, 30/12, 2019, 1733–1744
Ryan W. Carlson, Ayelet Fishbach: Learning from failure. Motivation Science, 10/3, 2024, 160–170