Was uns in Krisen stützt

PARTNERSCHAFT: Wie sollen wir uns als Paar in schwierigen Zeiten verhalten?

Jobverlust, Erkrankungen, Pflege eines älteren Angehörigen – solche Krisen belasten eine Partnerschaft. Dann, so denken viele, kommt es besonders auf zugewandte Gesten und hilfreiches Verhalten an. Aber es verhält sich anders. Viel wichtiger sei, so fanden zwei Psychologen nun heraus, auf negatives Verhalten zu verzichten, also etwa keinen Streit zu beginnen oder den anderen nicht zu kränken.

Teilnehmer waren 325 Paare, die innerhalb des vorangegangenen Monats mindestens eines von sechs belastenden Ereignissen erlebt hatten, wie Jobverlust, Pflege eines Angehörigen, Tod eines Elternteils oder eines Kinds. Außerdem gehörten dazu weitere 154 Personen, die verheiratet waren oder zusammenlebten und bei denen einer ernsthaft erkrankt war. Die Psychologen ließen die Teilnehmer anhand einer Skala positive und negative Episoden aus ihren Partnerschaften einschätzen und berichten, wie häufig diese vorkamen. Darüber hinaus gaben die Teilnehmer an, als wie bereichernd sie ihre Beziehungen einschätzten, wie es um ihr allgemeines Wohlbefinden bestellt war und welche Strategien sie zur Bewältigung ihrer Situation nutzten.

Empfindlich gegenüber negativem Verhalten

Das Ergebnis: Der Partner, der von der Krise betroffen ist, werde gegenüber abweisendem oder kränkendem Verhalten empfindlicher, schreiben die Psychologen. Darum könne schon eine kleine Dosis negativen Verhaltens genügen, den ohnehin vorhandenen Stress nochmals zu verstärken. Dagegen verpuffe positives Verhalten eher, weil die Gestressten dafür weniger empfänglich seien.

Bei den beiden Teilnehmergruppen fanden sich auch Unterschiede im Umgang mit den Krisen: War einer der Partner schwer erkrankt, berichteten die Teilnehmer seltener von Schuldzuweisungen und abweisendem Verhalten.

Alannah Shelby Rivers, Keith Sanford: Negative relationship behavior is more important than positive: Correlates of outcomes during stressful life events. Journal of Family Psychology, 32, 3, 2018. DOI: 10.1037/fam0000389

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 10/2018: Geschwister
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