Obsession in der Partnerschaft: kontrollierend und übergriffig

Der Partner geht auf Distanz und wir fühlen uns deshalb wertlos. Warum manche Menschen dann eine obsessive Kontrollsucht entwickeln, zeigt eine Studie.

Wenn sich ein Partner oder eine Partnerin in der Beziehung unbedeutsam und unwichtig fühlt, kann das weitreichende Folgen haben: Die Person verändert dann ihr Beziehungsverhalten, wie eine Studie nahelegt. Befragte, die unter dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit litten, gaben an, in gewissem Maß eine Obsession hinsichtlich des Partners, der Partnerin zu entwickeln und sogar zu versuchen, sie oder ihn zu kontrollieren und übergriffig zu werden.

Dies ermittelten eine Forscherin und drei Forscher in drei Studien mit mehreren hundert Teilnehmenden, die zu dem Zeitpunkt in einer festen Partnerschaft lebten.

Das Fazit der Studien: Es handele sich vermutlich um den Versuch, das Gefühl der Bedeutungslosigkeit zu kompensieren, indem sich die Personen in obsessiver Weise nur noch auf die Partnerin oder den Partner fokussierten. So schadeten sie sowohl der Beziehung als auch sich selbst. Ein Gefühl, bedeutungslos zu sein, hänge zwar mit einem niedrigen Selbstwertgefühl zusammen, aber sei wohl nicht dasselbe, so die Autorin und die Autoren nach der Auswertung ihrer Daten.

Quelle

Federico Contu u.a.: People act extremely toward their amorous partner when they feel insignificant. Personal Relationships, 2023. DOI: 10.1111/pere.12506

Artikel zum Thema
Welche Nebenwirkungen hat eine Psychotherapie? Und welche negativen Erfahrungen machen Patienten in der Behandlung? Eine Studie hat dies untersucht.
Der Mensch sehnt sich nach Berührungen. Gleichzeitig möchte und soll er nicht übergriffig sein. Über die Spannung im Leben des Homo hapticus.
Freier Wille? Gibt’s nicht, sagt Robert M. Sapolsky. Demzufolge sind wir biologische Maschinen – und damit auch schuldlos an Verbrechen.
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 9/2023: Hast du ein Problem und willst es nicht haben, dann hast du schon zwei
Anzeige
Psychologie Heute Compact 79: Das Leben aufräumen