Die Veränderungen im Haushalt ihrer Mutter beobachtete Iris Thormanns * schon eine Weile mit Sorge. Wenn die 47-Jährige am Sonntag zum Kaffee kam, war es im Elternhaus ungewohnt unordentlich, ihre 79-jährige Mutter bewegte sich langsam, unsicher. Krank sei sie nicht, erklärte die Mutter – nur müde. Häufiger äußerte sie nun die Bitte, ihre Tochter möge doch auch unter der Woche noch einmal kommen. Obwohl Iris Thormanns sah, dass ihre Mutter Hilfe brauchte, überhörte sie diesen Wunsch einige Wochen einfach. Zum einen weil sie sich als berufstätige Mutter zweier Söhne ohnehin ziemlich eingespannt fühlte. Die Vorstellung, die 80 Kilometer von Köln nach Aachen nun auch noch unter der Woche zu fahren, machte ihr Druck. Zum anderen fühlte sie auch eine innere Sperre. Die Bitte ihrer Mutter machte sie wütend. Schließlich, so dachte sie, war ihre Mutter schon immer fordernd gewesen, hatte von ihr in der Jugend oft Höchstleistungen erwartet, die Iris überfordert hatten. „Ich reagierte trotzig“, sagt sie im Rückblick. Rational war ihr klar, dass sie mit ihrer Mutter sprechen und eine Lösung finden sollte, doch sie wäre am liebsten weggelaufen. Aber das sei bei der eigenen Mutter natürlich unmöglich.
Eine starke Verbindung
Die emotionale Gemengelage, mit der Iris Thormanns kämpfte, kennen viele. Vor allem in Umbruchsituationen wird klar, dass die Beziehung zu den Eltern nicht nur lebenslang bestehen bleibt, sondern uns auch in jedem Lebensabschnitt vor neue Aufgaben stellt. „In…
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