Die Bankangestellte aus Oldenburg ist zu einer Fachkonferenz nach Frankfurt gereist. Der Flug war nervig, und die nächsten zwei Tage wird sie von einem Vortrag zum nächsten hetzen müssen. Warum sich nicht was Gutes gönnen? Sie wirft sich also in den Hotelbademantel, fährt mit dem Aufzug hinunter in den Spabereich und öffnet die Saunatür. Dort empfängt sie ein angenehmer Eukalyptusduft – und ein älterer Kollege aus ihrer Filiale.
„Oh, hallo. Sie auch hier“, quält sie sich ab. Dann weiß sie nicht mehr, was sie sagen soll, doch in ihrem Kopf rasen die Gedanken: „Wenigstens habe ich mir ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Bloß nicht auf seinen dicken Bauch schauen.“ Nach zehn langen Minuten steht sie auf und strebt Richtung Tür. „Heiß hier“, murmelt sie und merkt sogleich, wie blöd das klingt.
Jeder kennt diese Sorte von Situationen, in denen man sich sehr unbehaglich fühlt und sich am liebsten in Luft auflösen würde. Awkwardness nennt man sie im Englischen, ein Begriff, der etwas vage ist und für den es im Deutschen keine passgenaue Entsprechung gibt. Gern wird er mit Peinlichkeit übersetzt, aber das trifft die situative Spannung und soziale Fehlkopplung, die gemeint ist, nicht ganz.
Ein breites Spektrum
Joshua Clegg, Psychologe an der City University of New York, hat das Phänomen untersucht. Awkwardness, so Clegg, beschreibt eine Situation, ein Verhalten oder eine Beziehung, in der das, was passiert, von dem abweicht, was eigentlich passieren sollte....
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