Andrea Röpke erzählt:
„Wenn man sich auf das Thema „Rechtsextremismus“ spezialisiert, spielt Angst immer eine Rolle, denn Angst ist ein Instrument der Rechten.
Ich erhalte oft Drohungen und wurde mehrfach angegriffen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, als ich mit einem Fotografen beobachtete, wie völkisch Gekleidete in ein Lokal strömten. Plötzlich marschierten drei Neonazis auf uns zu, einer rief meinen Namen. Wir flüchteten in einen Supermarkt. Mitten im vollen Supermarkt hielt einer meinen Kollegen gewaltsam fest und der andere schubste mich mehrfach zu Boden und schlug mich dann nieder.
Dass niemand geholfen hat, die Neonazis in aller Ruhe den Supermarkt verlassen konnten und die Polizei erst nach einer Dreiviertelstunde kam – obwohl wir sie über das Treffen informiert hatten –, hat mich wirklich schockiert.
Ich habe viel mit Freunden und der Familie geredet und mich wie immer in der Natur erholt. Nach einer Woche stand mein Entschluss fest: Ich muss den Rechten zeigen, dass dieser Angriff gar nichts gebracht hat. Also bin ich wieder losgefahren.
Trotzdem war es einigermaßen gruselig, später dem Täter auf dem Flur des Amtsgerichts gegenüberzusitzen. Ich war froh, dass eine Frau von der Betroffenenberatung bei mir war. Und das ist vielleicht das, was mir am meisten hilft gegen die Angst: Man muss nicht denken, dass man alles allein durchstehen muss. Für die Recherchen hat sich inzwischen ein Netzwerk von Journalistinnen und Journalisten gebildet. Wenn möglich, ziehen wir gemeinsam los. So können wir uns besser schützen.“
Andrea Röpke arbeitet seit Jahren als freie Fachjournalistin zu Rechtsextremismus. Sie wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.