Die historische Zahl: 1984

Die historische Psychologie-Studie: 1984 fiel James R. Flynn auf, dass Menschen über die Generationen immer intelligenter werden. Wie entdeckte er das?

Die Illustration zeigt eine Sanduhr in der ein Gehirn ist, das durchrieselt, während auf dem Glas außen Skifahrer runterfahren
Jede neue Generation ist gescheiter als die vorherige, so der Flynn-Effekt. Dieser Trend scheint nicht mehr zu halten. © Klawe Rzeczy für Psychologie Heute

James R. Flynn entdeckt den Flynn-Effekt. Eine der interessantesten Beobachtungen der Intelligenzforschung kam nicht etwa von einem Kognitions-, sondern von einem Politikwissenschaftler: Vor 40 Jahren veröffentlichte der Neuseeländer James R. Flynn im Psychological Bulletin eine Übersichtsarbeit mit dem Titel: The mean IQ of Americans: Massive gains 1932 to 1978.

Wie sich bald herausstellte, betrafen die „massiven Intelligenzgewinne“, denen Flynn auf die Spur gekommen war, nicht nur die Menschen in den USA, sondern auch jene in Europa, Australien, Israel und Japan. Auch in Brasilien und China wurde der Effekt nachgewiesen. Flynn dokumentierte, dass die Durchschnittsleistungen kontinuierlich stiegen, seitdem in den frühen 1930er Jahren die ersten standardisierten Intelligenztests entwickelt worden waren: Jede neue Generation, jeder Geburtsjahrgang, so schien es, war gescheiter als alle Vorgänger.

Vom Höhenflug zur Umkehr

Im Wechsler-Intelligenztest, der eine breite Spanne von Denk- und Sprachaufgaben umfasst, betrug der IQ-Zuwachs etwa drei Punkte pro Jahrzehnt. Noch deutlicher war der Höhenflug der Intelligenz bei den Verfahren, die die fluide, nur wenig bildungsabhängige Intelligenz messen sollen. Dazu zählt der Raven-Test, bei dem Reihen von geometrischen Mustern zu ergänzen sind. In den Niederlanden, in denen dieser Test bei der Musterung eingesetzt wurde, stieg die mittlere Testleistung von 1952 bis 1982 um ungeheuerliche 21 Punkte. Ein junger Mann, der 1952 im oberen IQ-Zehntel gelandet wäre, hätte mit demselben Resultat 30 Jahre später nur noch einen Durchschnittsrang.

Über die Gründe der Intelligenzvermehrung wurde gerätselt. Die Hypothesen reichten von einer immer komplexeren Umwelt, die den Verstand herausfordert, über mehr Unterricht und kleinere Familien bis zu besserer Ernährung. Und einige dieser Hypothesen sind auch nun wieder im Gespräch, wenn es gilt, den „Anti-Flynn-Effekt“, nämlich die Umkehr des Trends zu erklären. Denn etwa seit den 1990er Jahren stagniert der IQ, in etlichen Ländern ist er sogar rückläufig.

2018 Bratsberg und Rogeberg dokumentieren deutlichen IQ-Rückgang in Norwegen

2005 Thomas Teasdale findet Hinweise auf eine Umkehr des Flynn-Effekts

1984 James R. Flynn entdeckt den Flynn-Effekt

1971 Raymond Cattell unterscheidet fluide und kristalline Intelligenz

1939 David Wechsler legt einen standardisierten Intelligenztest vor

1904 Binet und Simon entwickeln einen Intelligenztest für Kinder

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