Konsumkritik: Smart Toilets

Weltweit wächst das Interesse an Smart Toilets – so auch in Deutschland. Woher kommt die Lust, die eigenen Exkremente LED-beleuchtet loszuwerden?

Eine selbstreinigende und über WiFi ansteuerbare Toilette, eine sogenannte Smart Toilet
Er öffnet sich von selbst, wärmt und reinigt dir den Hintern: Ein überaus intelligenter Lokus. © David Becker/Freier Fotograf/Getty Images

Der psychoanalytische Philosoph Slavoj Žižek hat sich intensiv mit landestypischem Toilettendesign beschäftigt. Während in vielen Ländern der „Tiefspüler“ Exkremente diskret verschwinden lässt, landen sie Žižek zufolge in den für Deutschland typischen „Flachspülern“ zunächst auf einem sanitärkeramischen Präsentierteller – das kommt der deutschen Psyche, die sich und die Welt nur erträgt, wenn sie alles einer tiefschürfenden Betrachtung unterziehen kann, zupass. Keine Defäkation ohne Reflexion, kein Stuhlgang ohne Tiefgang!

Wen wundert’s da, dass der Markt für Smart Toilets sogar im technologieskeptischen Deutschland wächst. Der smarte Abort setzt die Vergeistigung und Psychologisch-Werdung unserer Fäzes fort und beschert uns obendrein eine prolongierte anale Phase: Wer seinen Darm in eine LED-beleuchtete, selbstreinigende und über WiFi ansteuerbare Toilette entleert, kann neben der Reflexionslust ganz neue Stadien der Lust an der Kontrolle über den Stuhlgang erleben.

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