Konsumkritik: Heimkomposter

Durch Küchenkomposter rücken rottende Abfälle wieder stärker in unser Leben und könnten uns vor allem eines lehren: Demut.

In einem Metalleimer sind Eierschalen und anderer Kompost
Mit Heimkompostern holen wir uns die verdrängte Natur durch die Technisierung zurück in die Kultur. © JulieAlexK/Getty Images

Komposthaufen stehen gewöhnlich außerhalb des trauten Heims. Mit elektronischen Heim- und Küchenkompostern rücken uns die rottenden Abfälle nun näher auf den Leib, werden Teil des häuslichen Alltags – die verdrängte Natur kehrt durch die Technisierung zurück in die Kultur.

Aus psychologischer Sicht ist das vielversprechend. Die neue Nähe zum Kompost könnte uns zur am meisten unterschätzten Charaktertugend aus der Values-in-Action-Klassifikation der Psychologen Christopher Peterson und Martin Seligman inspirieren: Demut. Dazu bedarf es eines Umwegs über die aktuelle posthumanistische Theorie. Die sieht im Kompost ein Leitbild für ihr Anliegen, den allzu stolzen Menschen vom Thron der Schöpfung zu stoßen.

Im Kompost wird alles vermischt, durch Kleinstlebewesen zersetzt, angeglichen, transformiert, die Grundlage für hybrides Neues geschaffen. Die Philosophin Donna Haraway behauptet gar, human komme nicht von homo, sondern von humus. Im Englischen heißt Demut bezeichnenderweise humility.

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