Coronapandemie: Leichtsinnige Anspruchsdenker

Studien haben untersucht, welche Auswirkungen Anspruchsdenken auf die Corona-Maßnahmen hat.

Menschen, die davon überzeugt sind, etwas Besseres als andere verdient zu haben, halten die Coronamaßnahmen nicht so strikt ein und sehen ein geringes Krankheitsrisiko bei sich selbst. Zudem sind sie weniger um andere besorgt und halten Darstellungen des Virus als „gefährlich“ für übertrieben. Dies fanden zwei Psychologinnen bei der Befragung von mehreren hundert Probandinnen und Probanden in verschiedenen Stichproben heraus. In den drei Studien berichteten die Anspruchsdenkenden auch häufiger davon, dass sie glaubten, sich selbst schon mit Covid-19 angesteckt zu haben oder gerade infiziert zu sein.

Die Psychologinnen verwendeten in den Studien das Konzept des psychologischen Anspruchsdenkens (psychological entitlement) und setzten eine entsprechende Skala ein. Diese ergänzten sie um weitere Fragebögen, etwa zur Verträglichkeit, wie sie im Big-Five-Persönlichkeitsmodell definiert ist, und um spezielle Fragen zur Coronapandemie.

Die Forscherinnen untersuchten zudem, ob sich die Anspruchsdenker bewegen ließen, die Regeln besser einzuhalten – jedoch ohne Erfolg.

Quelle

Emily M. Zitek, Rachel J. Schlund: Psychological entitlement predicts noncompliance with the health guidelines of the COVID-19 pandemic. Personality and Individual Differences, 2020. DOI: 10.1016/j.paid.2020.110491

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2021: Raus aus alten Mustern
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