Auf den Leib geschrieben

Was sagt unsere Figur über unseren Charakter aus? So einiges, fanden Teilnehmer an dieser Studie aus Texas.

Zeige mir deinen Körper, und ich sage dir, wie du bist: Wir neigen dazu, schon aus den Umrissen eines Menschen auf dessen Persönlichkeit zu schließen. Dies beobachtete ein Forschungsteam der University of Texas, als es 76 Versuchspersonen die computergenerierten dreidimensionalen Körperformen von je 70 fiktiven Frauen und Männern aus zwei Blickwinkeln präsentierte. Die Probanden sollten der betreffenden Person dann aus einer Liste von 30 Eigenschaftswörtern aus einem gängigen Persönlichkeitstest die jeweils passenden Attribute zuordnen.

Wie sich herausstellte, folgten sie dabei einem verinnerlichten Schema. So wurden schwergewichtige Konturen mit wenig vorteilhaften Merkmalen wie „faul“ oder „nachlässig“ versehen, schlanke hingegen mit positiven Zuschreibungen wie „selbstsicher“ oder „begeisterungsfähig“ bedacht. „Klassisch feminine“, also wespenförmige Umrisse, aber auch „betont männliche“, also breitschultrige Figuren wiesen ihre Träger im Urteil der Betrachter als aktive Charaktere aus, mit Eigenschaften wie „extravertiert“, aber auch „reizbar“ oder „zänkisch“. Körper, die weder kurvig noch V-förmig waren, wurden hingegen mit Adjektiven belegt, die sie als rechtschaffen, aber leider wenig aufregend auswiesen: „vertrauenswürdig“, „warm“, „zuverlässig“, „schüchtern“.

Auch in der Psychologie hatte es früher Bemühungen gegeben, den Charakter an der Körperform abzulesen. So beschrieb etwa der deutsche Psychiater Ernst Kretschmer in den 1920er Jahren die gedrungenen „Pykniker“ als behäbig, aber gutherzig und heiter, die mageren „Leptosomen“ hingegen als empfindlich und kompliziert. Heute gelten solche Typenlehren als obsolet.

DOI: 10.1177/0956797618799300

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2019: Zwischen Liebe und Pflichtgefühl
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