Keine Angst vor … dem Abgrund

Schon als Kind hatte Emmanuel Peterfalvi, besser bekannt als Alfons, Höhenangst. Das änderte sich erst sehr viel später.

Emmanuel Peterfalvi, auch bekannt als Alfons, erzählt: Unser Familienausflug nach La Rochelle war die Hölle! Ich war damals sieben oder acht Jahre alt und meine Eltern überredeten mich, auf einen der Festungstürme zu steigen. Dabei hatte ich schon auf Balkonen Höhenangst. Mit weichen Waden kroch ich auf allen Vieren die Treppen hoch. Am schlimmsten war es, wenn ich an Fenstern vorbei musste. Rational wusste ich, dass keine Gefahr droht. Aber das hilft ja nicht. Es ärgerte mich, dass viel jüngere Kinder null Probleme hatten. Das wollte ich auch können.

Geschafft habe ich das allerdings erst mit 25. Ich bin gern in den Alpen oder Pyrenäen gewandert, aber meine Höhenangst hat mir oft die Freude verdorben. Deshalb habe ich schließlich einen Bergsteigerkurs gebucht. Ich habe niemandem von meiner Angst erzählt –auch andere wirkten unsicher. Trotzdem war es furchtbar. Wenn ich den Abgrund sah, atmete ich tief und versuchte, mich auf die Griffe zu konzentrieren. Umdrehen war nicht möglich. Allein abzusteigen wäre viel zu gefährlich gewesen. Abends tat mir alles weh, so verkrampft war ich.

Nach der Woche war meine Angst nicht kleiner geworden, ich war nicht mal stolz, nur völlig erschöpft. Trotzdem hatte sich etwas geändert: Ich hatte das Gefühl, mich der Angst stellen zu können. Einen Monat später besuchte ich den nächsten Kurs.

Fassadensanierer könnte ich nicht werden. Aber ich gehe jetzt sehr gern mit dem Zelt allein wandern. Auch anderweitig habe ich mehr Mut: Nach dem zweiten Bergsteigerkurs habe ich mich beruflich selbständig gemacht.

Emmanuel Peterfalvi alias Alfons (alfons-fragt.de) ist Kabarettist und moderiert die TV-Sendung Alfons und Gäste. Der gebürtige Franzose lebt in Hamburg

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 5/2021: Frauen und ihre Väter
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