PSYCHOLOGIE HEUTE Frau Dr. Ritter, arbeiten Sie an Ihrem Institut gelegentlich mit Gruppen-Brainstorming?
SIMONE RITTER Das wäre naheliegend. Brainstorming ist die bekannteste und beliebteste Kreativitätsmethode überhaupt. Ihr Erfinder, der Werbefachmann Alex Osborn, hat einmal behauptet, sie sei doppelt so effektiv wie alles andere.
PH Und? Stimmt das?
RITTER Fast alle Studien zeigen, dass diese Behauptung falsch ist. Anfangs hat das niemanden so richtig interessiert. Aber dann kamen die ersten Metaanalysen mit recht eindeutigen Ergebnissen: Man bekommt deutlich mehr Ideen – und deutlich bessere –, wenn man zunächst jeden für sich allein brainstormen lässt und erst dann in die Gruppe geht und alles zusammenfügt. Das ist im Übrigen auch die Methode, mit der wir an unserem Institut gelegentlich arbeiten.
PH Noch einmal zum Mitschreiben: Gruppen-Brainstorming ist Unfug?
RITTER Na ja, Unfug ist jetzt nicht genau das Wort, das ich wählen würde. Aber fest steht: Wenn man gleich in der Gruppe mit Brainstorming anfängt, schießt man sich in der Regel viel zu schnell auf bestimmte Ideen ein. Dabei geht eine Menge Potenzial verloren. Und das geschieht eben nicht, wenn sich jeder erst ein paar Minuten lang für sich allein seine Gedanken macht. Das ist nicht teuer: Papier und Bleistift genügen. Trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass diese Methode schon sehr häufig angewendet wird.
PH Was kann man noch tun, wenn man in einem Team kreativ sein möchte?
RITTER Inzwischen arbeiten Forscher an diversen Varianten. Es gibt zum Beispiel Techniken für eine Art Computer-Brainstorming, wo die Notizen der einzelnen Teilnehmer direkt auf gemeinsamen…
Den kompletten Artikel können Sie bei uns kaufen oder freischalten.