Sie schmeicheln oder dominieren

Machiavellistische Menschen streben stark nach Macht und neigen zu unangenehmem taktischen Verhalten bei der Arbeit, wie eine Studie zeigt.

Negative Eigenschaften, etwa manipulativ zu sein, sich auf Kosten anderer durchzusetzen, moralische Prinzipien zu missachten, extrem selbstbezogen und anderen gegenüber gleichgültig zu sein, nennt man in der psychologischen Forschung „dunkle Triade“. Jetzt legen vier kanadische Forscherinnen und Forscher eine neue Studie vor, die das Kommunikationsverhalten von Menschen mit dunklen Eigenschaften in der Arbeitswelt im Blick hat. Sie stellten fest: Besonders diejenigen Befragten mit ausgeprägtem Machiavellismus erklärten, stets sehr taktisch vorzugehen, sobald sie etwas erreichen wollen. Und das wollen sie sehr oft. Machiavellisten gehe es um Macht und Status schreibt das Forschungsteam. 

Entweder nutzten sie „softe“ Taktiken. Sie biederten sich an, präsentierten sich charmant, witzig oder schmeichelhaft, versprachen Belohnungen und gaben sich zuvorkommend. Häufiger griffen sie offenbar auf harte Methoden zurück. Sie gaben an, dominant aufzutreten und Druck zu machen und sich zu rächen. Sie schmiedeten problematische Allianzen im Unternehmen, verschwiegen wichtige Informationen und manipulierten. 

Die Forscherinnen und Forscher ließen mehrere Hundert Teilnehmende, überwiegend Berufstätige, die verschiedenen Fragebögen zur Dunklen Triade ausfüllen und fragten sie nach ihren Kommunikationstaktiken, die sie einsetzten, um in der Firma weiterzukommen. Nicht nur Machiavellisten und Machivellistinnen, auch Narzisstinnen gaben überdurchschnittlich häufig an, zu taktieren, aber insgesamt seltener als Machiavellisten. Auch bei ihnen gab es immer eine Mischung aus „weichen“ und „harten“ Taktiken. 

Unethisches Verhalten

Zahlen darüber, wie verbreitet ausgeprägter Machiavellinismus im Arbeitsleben ist, gibt es kaum, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen von etwa einem Prozent der Bevölkerung aus. Da viele Menschen mit machiavellinistischen Zügen schneller Karriere machen als andere, dürften sie im Arbeitsleben und hier in Führungspositionen etwas häufiger sein. Sie seien auch oft zufriedener mit sich und ihrer Karriere, dies fanden der Schweizer Psychologe Daniel Spurk sowie eine Kollegin und ein Kollege heraus, der für eine Studie rund 800 Personen aus einem deutschen Industrieunternehmen befragte, die am Anfang ihrer Laufbahn stammten. Die Autorin und die Autoren stellten fest, dass die ausgeprägten Narzissten und Narzisstinnen unter den Befragten mehr verdienten.

Die Psychologinnen Julia Schiemann und Eva Jonas von der Universität Salzburg fassen zusammen, dass Menschen mit machiavellistischen Tendenzen sowie Neigung zu Narzissmus in Organisationen Schaden anrichten können. Sie zeigten Verhalten, das den Interessen der Organisation entgegenstehe. Sie strebten nach Macht. Hingegen bräuchten Narzisstinnen und Narzissten Bewunderung. Doch sie überschätzten sich und fühlten sich schnell angegriffen, worunter auch ihre Mitarbeitenden litten, die sich laut Studien häufig erschöpft, angespannt und depressiv fühlen. 

Soziale Strategien

In einer älteren Studie definierte der Sozialpsychologe Peter K. Jonason, heute an der italienischen Universität Padua, das mit der „Dunklen Triade“ einhergehende Verhalten als eine von zwei grundlegenden Strategien, mit denen wir versuchen, andere zu beeinflussen. Die eine soziale sei eher auf Kooperation angelegt und gehe mit verträglicherem und gewissenhafterem Verhalten einher. Die andere sei darauf ausgerichtet, dass wir uns durchsetzen und verbunden mit der Ausbeutung anderer Personen. Jonason meint, dass Menschen beide Strategien in sich trügen. Welche wir an den Tag legen, hänge zum Teil von unserer Persönlichkeit ab, also dem Vorhandensein von dunklen Eigenschaften, aber auch davon, was die Situation, in der wir uns befinden, in uns auslöst. 

Lynden D. Jensen u. a.: How dark personalities gain workplace influence: A replication and extension. Personality and Individual Differences, 2022. DOI: 10.1016/j.paid.2022.111515

Sandra Julia Schiemann, Eva Jonas: Streben nach Macht fern von Ethik: Die "dunkle Triade" bei Führungskräften und die Folgen für Organisationen. Organisationsberatung Supervision Coaching, 2020. DOI: 10.1007/s11613-020-00653-9

Daniel Spurk u. a.: Do Bad guys get ahead or fall behind? Relationships of the dard triad of personality with objecitve and subjective career success. Social Psychological and Personality Science, 2015. DOI: 10.1177/1948550615609735

Peter K. Jonason u. a.: Who is James Bond? The Dard Triad as an Agentic Social Style. Individual Differences Research, 8/2, 2010. ISSN: 1541-745X

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