Die dunkle Triade: Narzissten, Machiavellisten, Psychopathen

Die menschliche Persönlichkeit hat auch düstere Seiten. Welche destruktiven Eigenschaften es gibt und wann sie krankhaft sind.

Ein Mann sitzt allein an einem sehr langen Tisch
Wer mit einem Narzissten, einem Machiavellisten oder einer Psychopathin zu tun hat, läuft Gefahr in deren Falle zu geraten. © Stephan Schmitz für Psychologie Heute

Die kanadischen Psychologen Delroy Paulhus und Kevin Williams widmen ihre Karrieren der düsteren Seite der menschlichen Persönlichkeit. Auf ihrer Suche nach zerstörerischen Mustern im Denken, Fühlen und Handeln identifizierten sie 2002 drei zentrale Charaktermerkmale:

  • Narzissmus 

  • Machiavellismus

  • Psychopathie

Die „dunkle Triade“, wie sie sie nannten, ist bis heute das verbreitetste Konzept zur Erforschung destruktiver Persönlichkeitsmerkmale. So äußern sich die drei Facetten eines gemeinschaftsgefährdenden…

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äußern sich die drei Facetten eines gemeinschaftsgefährdenden Charakters:

1. Narzisst

Ein typischer Narzisst oder eine typische Narziss­tin ist egoistisch und selbstverliebt. Narzissten brauchen stetig Bewunderung und Applaus. Bleibt dieser aus, kommt ihre feindselige Seite zum Vorschein. Sie verfallen mitunter in rasende Wut und machen andere klein, um sich selbst groß zu fühlen.

Ihren Namen verdanken Narzisstinnen und Narziss­ten dem jungen Narziss, einer Figur aus der griechischen Mythologie, die ihrem eigenen Spiegelbild verfällt.

2. Machiavellistin

Machiavellistinnen und Machiavellisten hingegen gelten als zynische Heuchler und geschickte Drahtzieherinnen. Sie sind sich ebenfalls selbst am nächsten, gehen aber meist strategischer vor. Sie haben sich gut im Griff und setzen auf behutsame Manipulation. Haben sie ein Ziel gefasst, sind ihnen die Konsequenzen für andere egal. Sie setzen sich durch, koste es, was es wolle. Gewissensbisse plagen sie dabei kaum.

3. Psychopath

Psychopathinnen und Psychopathen spüren noch weniger Reue. Sie sind abgebrüht, schnell gelangweilt, noch dazu impulsiv und bereit, Regeln zu brechen. Überkommt einen Psychopathen die Lust, jemanden zusammenzuschlagen, tut er das. Psychopathinnen und Psychopathen kennen weder Angst noch Skrupel und geraten deshalb oft schon früh mit dem Gesetz in Konflikt. Viele von ihnen haben zugleich starke narzisstische Züge, treten selbstsicher auf und versprühen manchmal sogar einen gewissen Charme. Umgekehrt sind aber nur wenige Narzissten auch Psychopathen

Diese drei Prototypen existieren jedoch auch in weitaus milderer Form. Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie sind zunächst normale Persönlichkeitseigenschaften, die in uns allen mehr oder weniger vorliegen. Die Fähigkeit, sich durchzusetzen und rücksichtslos zu handeln, tragen die meisten in sich. Auch können viele im richtigen Moment eine gewisse emotionale Distanz an den Tag legen. Steht etwas auf dem Spiel, das ihm wichtig ist, ist so gut wie jeder Mensch in der Lage, anderen zu schaden.

Wenn ein Persönlichkeitsmerkmal krankhaft wird

Zwei Merkmale der dunklen Triade gelten ab einem bestimmten Punkt jedoch als krankhaft: Narzissmus und Psychopathie. Anders sieht es bei Menschen aus, die sehr ausgeprägte machiavellis­tische Züge aufweisen. Zwar können sie an psychischen Störungen erkranken, die eine Behandlung erfordern, der Machiavellismus selbst gilt jedoch – ­sogar in seiner stärksten Form – nicht als Krankheit, sondern als Persönlichkeitsstil.

Statistische Analysen offenbarten 2018 die Essenz dunkler Persönlichkeitsmerkmale. Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie, aber auch moralische Enthemmung, Gehässigkeit und Sadismus – die Lust am Leid anderer – haben einen gemeinsamen Nenner. Forscher um Morten Moshagen von der Universität Ulm tauften ihn „D-Faktor“, den dunklen Faktor der Persönlichkeit. Er besteht in der Neigung, den eigenen Vorteil auf Kosten der Mitmenschen zu suchen. Skrupellosigkeit ist demnach der Kern aller düsteren Ausprägungen des menschlichen Charakters.

Wie stark Ihre eigenen narzisstischen, machiavellis­tischen und psychopathischen Züge sind, können Sie in diesem Test prüfen.

Noch mehr zum Thema erfahren Sie außerdem in unserem Psychologie Heute Compact-Heft 56: Schwierige Menschen. Von Nervensäge bis Narzisst: Wie wir sie erkennen und wie der Alltag mit ihnen gelingt.

Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2023: Du manipulierst mich nicht