Nora Grazzini erzählt:
„Anfangs verlief die Unternehmensgründung überraschend einfach: Ich hatte lange als freie Kommunikationsdesignerin gearbeitet und gemerkt, dass ich lieber eigene Projekte entwickeln wollte, statt nur Aufträge abzuarbeiten. Über einen Workshop in einem Co-Working-Space rutschte ich in die Start-up-Szene rein. Mich flashte, dass es dort Leute gab, die an meine Ideen glaubten. So traute ich mich, Radbonus zu gründen.
Doch dann kam die Angst: Wir hatten einige Kunden, hatten Aufträge vergeben und Förderungen bekommen – das Interesse war da, aber wir hatten nichts auf dem Konto. Wir konnten nicht vor und nicht zurück.
In den ersten drei Jahren hatte ich immer wieder schlaflose Nächte deshalb. Als ich einen Privatkredit hätte aufnehmen müssen, wollte ich aufgeben. ‚Ich sehe keine Lösung‘, sagte ich zu meiner Unternehmenspartnerin. ‚Dann müssen wir eben alles kürzen‘, sagte sie, ‚ich werde nicht aufgeben!‘
Es war überwältigend für mich, dass unser Team auf Geld verzichtete, um Radbonus zu retten. Ich arbeitete zeitweise wieder als freie Kommunikationsdesignerin. So konnten wir das Unternehmen entlasten. Überrascht stellte ich fest, wie viel Sicherheit es mir gibt, dass ich auf diese Weise jederzeit Geld verdienen könnte.
Auch wenn Radbonus inzwischen gut läuft, sehe ich die Start-up-Szene weiterhin ambivalent. Zu oft werden Risiken runtergespielt – müssen sie ja bis zu einem gewissen Grad, sonst würde niemand gründen. Aber ich weiß auch, dass ich dort Peers finde, die mir den Rücken stärken und Lösungen finden, wenn mich die Angst einholt.“
Nora Grazzini gründete vor sieben Jahren „Radbonus“. Ihre Geschäftsidee: Radfahren belohnen