Wer bei der Arbeit unterfordert ist, wird weniger leisten. Darauf weisen Forschende aus den Niederlanden hin. So könne es sein, dass jemand zwar seine Aufgaben zufriedenstellend erfüllt, aber selbst nicht ausgelastet ist, weil er oder sie viel mehr kann. Dauert dieser Zustand an, sprechen die Forschenden von chronic relative underperformance – und die kann schädlich sein.
Wer langfristig zu wenig tut, erlebt sich möglicherweise als jemand, der nicht mehr handeln kann, und schafft es dann auch nicht mehr, die belastende Situation zu verlassen. Er oder sie fühlt möglicherweise auch Schuld oder Scham darüber, hinter den eigenen Vorstellungen zurückgeblieben zu sein. Kündigung und Karriereende sind zwei der möglichen Folgen.
Auf der anderen Seite wirkt es sinnstiftend, wenn die eigene Arbeit anderen Menschen Nutzen bringt. Führungskräfte haben dafür insofern gute Voraussetzungen, als meist auch von ihnen erwartet wird, dass sie etwas zum Besseren verändern. Wenn sie zum Beispiel dafür sorgen, dass die Menschen in ihrem Betrieb gut arbeiten können, oder ihnen vor Augen führen, dass sie für etwas arbeiten, für das sich der Einsatz lohnt, werden wahrscheinlich auch sie als Führungskräfte ihre Arbeit als sinnvoll erleben. Wichtige Voraussetzungen dafür sind unter anderem, möglichst eigenständig handeln und die eigenen Wertvorstellungen ausdrücken zu können.
Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie außerdem den Erfahrungsbericht einen Personalmanagers, der in seinen Job Selbstbestimmung, seine Überzeugungen und den Sinn verlor in „Ich fühlte mich wie Don Quijote“.
Quellen
Jessurun, J.H. u.a. (2020). Theoretical reflections on the underutilization of employee talents in the workplace and the consequences. SAGE Open, 10(3)
Jung, R.H. (2020). Führung und Sinn. Plädoyer für einen existenzanalytischen Umgang mit dem Sinnphänomen. Gruppe – Interaktion – Organisation, 51, 177–185
Tatjana Schnell: Psychologie des Lebenssinns. Springer 2025 (3. Auflage)