Frau Dr. Wiesböck, in Ihrem Buch In besserer Gesellschaft analysieren Sie, dass Menschen sich ausgrenzen und abwerten, wenn sie aus unterschiedlichen sozialen Milieus kommen. Was haben Sie konkret beobachtet?
Es gibt viele gesellschaftliche Bereiche, in denen eine Trennlinie zwischen „wir“ und „die anderen“ gezogen wird. Es gibt Abwertung und Misstrauen zwischen Mittellosen und Vermögenden, zwischen höher Gebildeten und weniger Gebildeten, zwischen Männern und Frauen. Handwerker schauen auf Kopfarbeiter herunter und umgekehrt, Nachhaltigkeitsfans erheben sich über Menschen, die diesen Lebensstil nicht teilen.
Auch mit Konsumgütern, Kleidung und technischen Gadgets versucht man immer wieder, seinen höheren Status auszudrücken. Menschen, die in unterschiedlichen sozialen Situationen sind oder verschiedene Lebensstile pflegen, distanzieren sich von anderen – und halten sich selbst nicht selten für die bessere Gruppe.
Was ist da los? Leben wir mittlerweile in einer arroganten Gesellschaft?
Zum Teil ist es ein psychologischer Mechanismus. Soziale Gemeinschaften funktionieren immer auch über Grenzziehung. Sozialpsychologen haben schon in den 1950er und 1960er Jahren festgestellt, dass Menschen sich bestimmten Gruppen zugehörig fühlen wollen und dass sie die eigene Gruppe über andere stellen.
Menschen aus dem eigenen sozialen Milieu oder mit ähnlichem Lebensstil fühlt man sich nicht nur näher, man traut ihnen laut Studien auch mehr positive Eigenschaften zu, bevorzugt sie gegenüber anderen, hilft ihnen eher, spendet ihnen eher Geld. Dahinter steckt ein Bedürfnis, dazuzugehören...
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