Wir müssen vertrauen

Neue Studien zeigen, wie sich vergangene Erfahrungen auf unsere Bereitschaft, zu vertrauen, auswirken.

Wir alle sind aufeinander angewiesen. Deshalb ist es wichtig, dass wir vertrauen können. Leider verhalten sich Menschen nicht immer so, wie wir uns das wünschen – und das macht uns Angst. Psychologen zeigten nun in vier Studien: Unwillkommene Entscheidungen unserer bisherigen Vertrauenspersonen, Konflikte mit ihnen, Enttäuschungen können dazu führen, dass wir ihnen das Vertrauen entziehen und es auf andere übertragen. Auf wen, hängt davon ab, in welchem Umfeld es enttäuscht wurde.

Passierte die Enttäuschung in der Familie oder Partnerschaft, so vertrauten die Versuchsteilnehmer danach mehr den Akteuren ihres soziopolitischen Umfelds, also Arbeitgebern, Lehrern, Lokal- oder Landespolitikern. Und waren sie umgekehrt von Politikern enttäuscht, stieg das Vertrauen in Partner, Kinder und Eltern wieder an.

Um das herauszufinden, hatten die Forscher in den Studien zunächst Paare mit Nachwuchs befragt, ob die Kinder oder Partner an diesem Tag Unerwartetes geäußert oder ob sie bei sich selbst überraschende Gedanken festgestellt hätten. Die Wissenschaftler hatten außerdem US-Amerikaner während der Halbzeitwahlen in den USA interviewt und die Reaktionen auf die Wahlergebnisse erhoben. In einer weiteren Studie waren frischverheiratete Paare die Probanden.In allen Studien erfassten die Psychologen das Gefühl der Sicherheit in den privaten Beziehungen sowie das Vertrauen in die Familie oder außerhalb davon, also zu Arbeitgebern oder lokalen Behörden. Die Forscher fanden zwar kleine, aber signifikante Effekte. Ihr Resümee: Indem wir Vertrauen auf andere verlagern, wehren wir Angst ab – denn wir müssen vertrauen.

Sandra L. Murray u.a.: The social safety system: Fortifying relationships in the face of the unforeseeable. Journal of Personality and Social Psychology, 2020. DOI: 10.1037/pspi0000245

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 11/2020: ​Toxische Beziehung
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