Herr Holm, 2020 mussten die Studierenden in Hamburg für ein WG-Zimmer fast 600 Euro im Monat bezahlen – das sind 100 Euro mehr als im Vorjahr. Die Wohnungs- und Hauspreise werden laut einer Immowelt-Prognose bis 2030 im deutschlandweiten Schnitt um die Hälfte steigen. Für viele Menschen scheint Wohnen zunehmend unerschwinglich zu werden. Stimmt dieser Eindruck?
Auf dem Land sicher nicht, das Problem betrifft vor allem die Metropolen und Regionen, deren Einwohnerzahl gerade stark wächst. Beispielsweise zahlen in Deutschland inzwischen fast die Hälfte der Haushalte in den Großstädten mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete. Wenn ich nur 1500 Euro monatlich zur Verfügung habe, dann bleibt nach dem Abzug von einem Drittel nicht mehr viel zum Leben. In Berlin bezeichnen die Bürgerinnen und Bürger die Wohnfrage regelmäßig als eines der drängendsten Probleme.
Studien zeigen, dass teurer Wohnraum psychisch belasten kann. Dafür gibt es in der Forschung inzwischen sogar einen Fachbegriff: housing affordability stress – also Stress, der dadurch entsteht, sich das Wohnen nicht leisten zu können. Betroffene sollen sogar häufiger psychisch erkranken.
Ich weiß, dass es in den USA Untersuchungen gab, die diesen Schluss nahelegen. Für mich sind oft Ursache und Wirkung nicht geklärt. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Unterkunft zu bezahlen, eine Reihe von Problemen haben. Aber liegt das tatsächlich daran, dass die Betroffenen sich das Wohnen nicht leisten können? Oder sind die psychischen Erkrankungen, die man in solchen Studien findet, allgemein Folge der Armut?
Ungeachtet dessen glaube ich schon, dass die steigenden Wohnpreise ein Stressfaktor sind. Zum einen ist da die Angst vor dem Wohnungsverlust. Eine Ursache dafür ist die sogenannte Neuvermietungslücke: In Deutschland dürfen die Mieten bei bestehenden Mietverhältnissen nur sehr eingeschränkt…
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