Langsam fährt die Kamera an einer Fensterfront entlang, an Glas, Stahl und Beton. Es kommt eine puristische Inszenierung ins Bild: wenige, aber exquisite Designmöbel, eine Wand aus Sichtbeton, geschmückt mit einem überdimensionalen expressiven Kunstwerk. Dann schwenkt die Kamera auf den Hausherrn, der regungslos aus dem Fenster starrt. Dem geübten Zuschauer ist sofort klar: Der hat Dreck am Stecken! Jemand, der sich in einer so kargen Umgebung wohlfühlt, geht auch über Leichen! Vielleicht ist er ja tatsächlich der Mörder?
Eine Szene, wie man sie – so oder ähnlich – aus zahllosen Krimis kennt. Im Glashaus wohnt meist der Böse. Ob bei James Bond oder im Tatort – spektakuläre Baukunst paart sich in aller Regel mit miesem Charakter. „Weshalb denken wir bei moderner Architektur sofort an kapitalistische Dekadenz?“, fragt der Architekturkritiker Alexander Gutzmer. „Und weshalb findet bei uns im Kopf eine Verknüpfung von Stahlarchitektur und Verbrechen statt?“
Skrupellosigkeit in Stahl
Beim Blick auf die Drehorte in Deutschlands beliebtester Krimireihe werde schnell deutlich, dass „die Täter immer in modernistischen Villen wohnen, die Guten hingegen gerne in wild zusammengestückelten, aber sympathisch wirkenden Vorstadthäuschen“.
Das ist kein Zufall. Architektonische Impressionen werden strategisch eingesetzt. „Eine Filmszene muss den Charakter der Darsteller und die Stimmung der Situation schnell mit Bildern auf den Punkt bringen“, sagt der Location Scout Stefan Möller, der Drehorte für Filme ausfindig macht.…
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