Umgang mit dem Alter

Nicht selten ist so manche Patientin doppelt so alt wie ihr Therapeut. Wird dadurch die Therapie beeinflusst? Eine neue Studie liefert Erkenntnisse.

Es ist nicht mehr exotisch, wenn Menschen, die älter als 65 sind, eine Psychotherapie machen. Junge Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind also manchmal mit Patientinnen und Patienten konfrontiert, die doppelt so alt sind wie sie selbst. Ein deutsches Forschungsteam befragte nun 20 Psychotherapeuten in Ausbildung in halb­strukturierten Interviews, wie sie diese Älteren sahen und wovon ihre Sichtweise abhing.

Das Ergebnis: Grundlegende Einstellungen zum Alter sowie persönliche Erfahrungen beeinflussen die Perspektive der Nachwuchstherapeuten. Das Forschungsteam fand dabei drei verschiedene Haltungen: Therapeutinnen mit einer respektvollen und bewundernden Einstellung waren mit Großeltern aufgewachsen, die sie als Bereicherung erlebt hatten, und trauten ihren älteren Patienten zu, sich zu verändern.

Diejenigen mit einer fürsorglichen, unterstützenden Einstellung sahen ihre Patientinnen eher als hilfsbedürftig und einsam. Einige betrachteten das Alter ganz grundsätzlich skeptisch und schrieben den älteren Patienten weniger Bereitschaft und Potenzial zu, sich zu verändern, hielten sie eher für stur oder unflexibel. Manche sahen die Älteren vor allem als Individuum und fanden, dass ihre Lebensläufe und Herausforderungen sehr unterschiedlich seien.

Annika Boschann u.a.: How young psychotherapists experience working with older patients. Journal of Counseling Psychology, 69/4, 2022. DOI: 10.1037/cou0000596

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 10/2022: Nein sagen lernen
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