Die 18-jährige Christine, so möchte die Patientin bei der Anonymisierung ihrer Behandlungsgeschichte genannt werden, „stürzt immer wieder ab und findet keinen Halt“. Ein Kinderpsychiater hatte nach einer heftigen Auseinandersetzung mit ihr „entnervt“ angerufen, damit ich mich ihr annehme. In dem Erstgespräch wirkt Christine zunächst „lammfromm“, als habe sie etwas gutzumachen. Sie erzählt von ihrer Lustlosigkeit, alles sei langweilig und die Schule sei „blöd“.
Auch sonst interessiere sie gar nichts. Ich versuche, irgendeinen Anknüpfungspunkt zu finden, etwa Freundschaften, Lesen, Bewegung. Sie lehnt ab, die beständigen Ratschläge gingen ihr auf die Nerven, Sport hasse sie und Lernen gehe gar nicht. Ich frage nach, es müsse doch irgendwann einmal auch etwas Interessantes gegeben haben. Sie antwortet mit schnellem Atem, Zittern, Unruhe und Widerwillen. Binnen nur weniger Sekunden gerät sie in einen Erregungszustand und ich kann sie nicht mehr erreichen.
Besorgt versuche ich, sie durch gutes Zureden zu beruhigen. Ich rate ihr, sich ihrer diffusen Erregung nicht einfach auszuliefern. Christine kann sich daraufhin etwas besser kontrollieren, um bald wieder „abzudriften“. Ich versuche sie im Kontakt zu halten und schlage ihr eine Atemübung vor, die sie widerwillig annimmt. Zuerst findet sie das unangenehm, kann sich jedoch nach einer Weile etwas entspannen. Am Ende der Sitzung erläutere ich ihr einige Achtsamkeitsübungen, die sie zu Hause ausprobieren kann.
Marihuana vor dem Frühstück
Die nächste Sitzung verläuft ähnlich. Christine versucht mich zu überzeugen, dass alles keinen Sinn habe und sie mir nichts Zusammenhängendes erzählen könne. Dabei spüre ich jedoch auch eine anhängliche Seite und einen sanfteren Unterton, den ich mir...
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