Schachmeister werden spät matt

Professionelle Schachspieler werden deutlich älter als ihre Mitbürger. Ihre Lebenserwartung ist ähnlich hoch wie jene von Elitesportlern.

Man könnte meinen, professionelle Schachspieler lebten gefährlich: Während einer Schacholympiade in Norwegen im Jahr 2014 starben gleich zwei Teilnehmer. Doch sie scheinen die große Ausnahme zu sein. Denn einer neuen Studie zufolge leben internationale Schachmeister deutlich länger als ihre Mitbürger. Nicht nur das: „Professionelle Schachspieler erfreuen sich einer ähnlichen Langlebigkeit wie Elitesportler“, berichtet das Team von An Tran-Duy.

Die Wissenschaftler aus Australien werteten Daten von rund 1200 internationalen Großmeistern und 15 000 olympischen Siegern aus. In der aufwendigen Auswertung berücksichtigten sie unter anderem auch die unterschiedlichen Lebenserwartungen in den 28 Herkunftsländern. So errechneten die Forscher einen Durchschnitt: Im Alter von 30 Jahren haben professionelle Schachspieler noch eine Lebenserwartung von rund 54 Jahren – ähnlich wie Hochleistungssportler. Die generelle Bevölkerung dagegen kommt nur auf 46 Jahre.

Die Autoren vermuten, dass Schachmeister einen gesunden Lebenswandel führen, um ihren Geist auf Trab zu halten. „Viele der Großmeister verlassen sich auf Ernährungsberater und persönliche Fitnesstrainer“, berichten Tran-Duy und seine Kollegen. Doch deuten Studien auch darauf hin, dass die mentale Hochleistung selbst das Gehirn länger jung und fit halten kann – was wiederum der Gesundheit insgesamt zugutekommt. So wie bei Zoltan Sarosy. Der Profi ging nicht nur als begnadeter Schachspieler in die Annalen ein, sondern auch als einer der ältesten Kanadier. Er wurde 110 Jahre alt.

DOI: 10.1371/journal.pone.0196938

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 9/2018: Die Kraft des Verzeihens
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