Über die psychischen Folgen des Ukrainekriegs

Verletzungen, Zerstörungen, Tod: Welche psychischen Auswirkungen das Leben im Krieg auf die ukrainische Bevölkerung hat, zeigen bereits einige Studien.

Am 24. Februar 2022 begann der Ukrainekrieg. Wie geht es den Menschen, die im Krieg leben müssen, seelisch? Ein internationales Forschungsteam hat Mütter und Väter aus allen Regionen der Ukraine zu ihrem Wohlbefinden befragt: 72 Prozent berichteten über mehr Angst, 62 Prozent gaben an, mehr als vor dem Krieg unter depressiven Symptomen zu leiden. 47 Prozent fühlten sich nach eigenen Angaben einsamer.

Dies sind Ergebnisse einer Auswertung der Mental Health of Parents and Children in Ukraine Study. Die Daten stammen aus der Zeit zwischen Juli und September 2022. Wie das Team schreibt, seien erwartungsgemäß Menschen mit psychischen Vorbelastungen stärker betroffen. Die Ergebnisse seien im Durchschnitt statistisch signifikant.

Kinder mit großen Zukunftssorgen

Die Forschenden hatten den Befragten außerdem eine Liste mit speziellen Kriegsstressoren vorgelegt, etwa Tod eines Angehörigen, körperliche Verletzungen, selbst auf den Feind geschossen zu haben, erschwerter Zugang zu Lebensmitteln oder Zerstörungen am Wohnhaus. Alle Befragten berichteten von mindestens einem Erlebnis dieser Art, einige von mehreren.

Mehr als 1200 Eltern aus derselben Studie äußerten sich dazu, wie es ihren Kindern ging. 35 Prozent berichteten, dass ihre Kinder sich große Sorgen über ihre Zukunft machten, außerdem hätten sie vermehrt Aufmerksamkeitsprobleme. Die Väter und Mütter erzählten außerdem von Internalisierung (Rückzug, Depression) und Externalisierung (auffälliges Verhalten) psychischer Symptome.

Quellen

Philip Hyland u.a.: The psychological consequences of war in Ukraine: Assessing changes in mental health among Ukrainian parents. PsyArXiv Preprints, 2022. DOI: 10.31234/osf.io/jp5vh

Eoin McElroy u.a.: Change in child mental health during the Ukraine war: evidence from a large sample of parents. European Child & Adolescent Psychiatry, 2023. DOI: 10.1007/s00787-023-02255-z

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 11/2023: Paartherapie
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