Das Bild hat bei mir sofort Gefühle öffentlicher Enttäuschung oder Erniedrigung ausgelöst. Ich stelle mir die Person in der Mitte als jemanden vor, der bei einer Feier am Grill steht und den anderen vorher von einem fantastischen Familiengericht erzählt hat, das er nun für alle zubereiten wird. Doch in dem Moment, in dem sich die Klappe des Grills öffnet, sehen alle, dass das Essen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist.
Alle lachen den Mann in der Mitte aus, er fühlt sich beschämt und erniedrigt, auch wenn es wahrscheinlich nicht die Absicht des Umfelds ist, bei ihm dieses Gefühl zu erzeugen.
Was könnte Ihre Bildbeschreibung mit Ihnen persönlich zu tun haben?
Gefühle öffentlicher Erniedrigung in dieser Art und Weise habe ich in meiner Jugend selbst oft erlebt. Ich war in der Schule das klassische Mobbingopfer und erinnere viele Situationen, in denen ich mich beweisen wollte und dann vor den Augen aller anderen versagt habe, etwa beim Schulsport oder bei Schulveranstaltungen im Allgemeinen.
Ich habe im Freundeskreis auch selbst einmal die Situation erlebt, dass ich angekündigt hatte, für eine Gruppe von zehn Freunden meine legendäre „Familienbolognese“ zu kochen, und dann, weil ich unerfahren mit einem Gasherd war, aus Versehen ein Loch in den Emailletopf gebrannt habe, worauf sich sechs Liter kochendes Salzwasser in die Küche ergossen. Für die anderen eine humorvolle Erinnerung, für mich in dem Moment wirklich unangenehm und peinlich, besonders weil ich angekündigt hatte, gut kochen zu können.
Ich denke, dass Gefühle der Scham und des Von-anderen-ausgelacht-Werdens etwas sind, das mich mein Leben lang begleitet hat – nur habe ich es als Bühnenkomiker nun als Job, in den Beruf umgemünzt. Nun lachen die Leute nicht mehr über mich, sondern mit mir.
Bastian Bielendorfer ist Comedian, Autor, Podcaster und Psychologe. Bekannt wurde er mit seinem Bestseller Lehrerkind. Ab Herbst 2025 tourt er mit seinem neuen Programm Game-Changer durch Deutschland.
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