Kreative Persönlichkeiten verfügen über zahlreiche psychische Kompetenzen, die bei der Bewältigung von Krisen hilfreich sind, wie Fantasie, Kreativität, Humor oder Ambiguitätstoleranz (das Gegenteil von „Schwarz-Weiß-Denken“). Zudem steht ihnen die Kunst als innerer roter Faden zur Seite, wenn sie aus der Balance geraten. Sie wirkt einerseits wie ein Seismograf für Erschütterungen und hilft andererseits bei der Stabilisierung. So spürt eine Sängerin Belastungen auf ihrer Stimme – das Singen ist ihr aber auch bei der Überwindung hilfreich.
Eine weitere Besonderheit bei den kreativen Berufsgruppen besteht darin, dass alles „in einem Topf“ ist: Wo endet die Arbeits- und beginnt die Freizeit? Alle Leidenschaften sind im Beruf realisiert und das private und berufliche Netzwerk sind häufig stark miteinander verzahnt. Daher löst ein Problem in einem Teilbereich nicht selten einen Flächenbrand aus, und es fällt schwer, die Quelle für den Leidensdruck zu benennen.
Die Schauspielerin Inga entwickelte etwa nach zwei schlecht verlaufenen Drehtagen Panikattacken und Schlafstörungen – damit geriet für sie das ganze Leben aus den Fugen. Oder Makoto, Klarinettist, fand nach 30 Jahren Leidenszeit, in denen er sein Lampenfieber zeitweise mit Alkohol und Medikamenten „behandelt“ hatte, zu mir. Und Annette, Autorin, litt unter einem für sie unentwirrbaren Chaos aus familiären Mustern, Zweifeln und Selbstanklagen, das sie aus ihrer Sicht daran hinderte, Bücher zu schreiben.
Das Kreativ-Ich im Lockdown
Für diese Problemstellungen habe ich unter anderem das Konzept der drei Persönlichkeitsanteile Kreativer entwickelt: Danach gibt es die erste Person, die Privatperson, und die zweite Person, das Kreativ-Ich. Und schließlich die dritte Person, die in…
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