Bastele dir einen Partner

Das Gesicht scheint bei der Partnerwahl wichtiger als der Körper zu sein. Gilt das für beide Geschlechter?

Die Illustration zeigt einen Mann als Papierpuppe zum Anziehen mit verschiedener Kleidung als Bastelset
© CSA Archive/Getty Images

Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich Ihren Traumpartner körperlich nach Katalog zusammenstellen – wie viel Wert würden Sie dabei auf das Gesicht und wie viel auf den Körper legen? Mit dieser Frage brachten die Forscherinnen Carin Perilloux und Jaime Cloud ihre knapp 260 amerikanischen Probandinnen und Probanden zum Träumen. Die heterosexuell orientierten Teilnehmer im Alter zwischen 20 und 75 Jahren durften gleich zwei optimale Partner für sich entwerfen: einmal für eine Affäre und einmal für eine auf Dauer angelegte Beziehung.

Beide Geschlechter favorisieren attraktive Gesichter

Auf Modelgesichter und Athletenkörper mussten sie allerdings verzichten, denn sie mussten beim Modellieren des Idealliebsten mit ihrem Budget haushalten: Ihnen stand nur eine begrenzte Anzahl von Punkten zur Verfügung, die sie auf zehn körperliche Attribute verteilen durften. Manche mussten dabei sparsamer sein als andere, denn die Versuchsleiterinnen teilten ihre Probanden in zwei Klassen auf: Die „reichen“ hatten jeweils 70, die „armen“ nur 30 Punkte auf ihrem Konto.

Das Resultat: „Sowohl Frauen als auch Männer zogen ein attraktives Gesicht einem attraktiven Körper vor – egal ob es um eine kurze oder langfristige Beziehung ging“, berichten die Forscherinnen. Mit einer Ausnahme: Sobald Männer nur über eine knappe Punktekasse verfügten, also wenig Optionen beim Modellieren ihrer Idealfrau hatten, setzten sie bei der Wahl einer Kurzzeitgeliebten (nicht aber einer Lebenspartnerin) hauptsächlich auf einen attraktiven Körper.

Archaisches Programm

Perilloux und Cloud erklären das evolutionsbiologisch. Laut dieser These setzen Männer – einem archaischen Programm folgend – bei einem Techtelmechtel ohne Bindungsabsicht eher auf runde Hüften als auf runde Augen, also auf Merkmale, die Reproduktionserfolg versprechen. Übrigens zeichnete sich auch bei den weiblichen Probanden mit geringem Punktebudget eine Tendenz zugunsten eines stattlichen Männerkörpers zulasten des Gesichts ab – allerdings deutlich geringer. Vielleicht deshalb, weil Frauen subtilere Hinweise nutzen, so die Forscherinnen: „Frühere Studien haben gezeigt, dass Frauen vom Gesicht eines Mannes zutreffende Rückschlüsse auf dessen Fruchtbarkeit ziehen können.“

DOI: 10.1007/s40806-019-00187-z

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 9/2019: Konzentration finden
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