Das Paar hat per E-Mail ein Erstgespräch vereinbart. Meine Ansprechpartnerin ist die Ehefrau. Sie schreibt von einer ernsten Krise, eigentlich sei die Partnerschaft am Ende, aber eine Trennung komme wegen der gemeinsamen Tochter nicht infrage. Termine bitte in der Mittagszeit, da sei die Kleine im Kindergarten und sie könnten beide die Arbeit unterbrechen. Ihr Mann habe lange gezögert, Hilfe anzunehmen, alle Paare hätten gute und schlechte Zeiten. Aber auch er sehe ein, dass es so nicht weitergehen könne. Ich notiere also einen Mittagstermin für Merve und Volker K. in meinen Kalender.
Sie kommen sehr pünktlich, beide um die vierzig, schlank, gut gekleidet, sehr ernst und sehr höflich. Sie fragen, ob sie die Schuhe ausziehen sollen, was ich verneine, und loben die Praxislage in einem Altbau. „Sie sind beide berufstätig?“ Die Frau antwortet: „Ja, wir teilen uns Berufs- und Kinderarbeit, das klappt auch gut. Ich bin selbständige Krankengymnastin, er ist in der IT-Branche, wir können uns beide die Arbeit einigermaßen einteilen. Das ist nicht unser Problem.“
„Seit wann kennen Sie einander?“, frage ich. Sie druckst ein wenig, er ergreift das Wort. „Noch nicht so lange. Knapp fünf Jahre. Über ein Internetportal. Wir wollten beide Kinder, waren spät dran und waren auch sehr froh, als es geklappt hat. Paula ist toll!“ Er strahlt. „Finde ich auch“, sagt sie. „Aber wenn du mich einmal so anstrahlen würdest wie Paula!“ „Immer diese Vorwürfe“, sagt er gereizt. „Paula sagt auch nicht, dass sie neben mir emotional verhungert!“ „Aber wenn es wahr ist!“
Der Vater? Ein Kümmerer
Auf jeden Fall macht dieses Paar keine Umwege, um zum Punkt zu kommen. Ich würdige ihr elterliches Engagement: „Ich sehe, dass Sie sich beide über das Kind gefreut haben, und es ist doch auch sehr positiv, dass sie so engagierte Eltern sind und sich die Arbei…
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