Cornelia E. steckte im falschen Film. Sie lebte ihr Leben nach einem inneren Drehbuch, das sie auf einen schädlichen Weg schickte. Die zentrale Botschaft ihres Drehbuchs: In unserer Familie sind wir alle immer erfolgreich. Seit ihr Bruder schwer an einem Gehirntumor erkrankt war und geheilt werden konnte, wusste die junge Frau, dass sie Medizin studieren wollte. Nach dem Abitur erhielt sie einen der begehrten Studienplätze, doch nur wenige Semester später scheiterte sie bereits an der Zwischenprüfung, dem Physikum. Beim zweiten Versuch fiel sie ebenso durch, auch beim dritten; eigentlich wäre das Medizinstudium damit beendet gewesen.
Doch Aufgeben war für Cornelia, die eigentlich anders heißt, keine Option. „Ich studierte einfach weiter, belegte Kurse, machte Scheine, absolvierte Zwischenprüfungen und Praktika“, erzählt sie. „Ich habe mich verstrickt in das Bild der erfolgreichen Ärztin und mich einer Scheinwelt hingegeben.“ Sie fälschte ihre Zeugnisse und erhielt nach ihrem vermeintlichen Abschluss sogar eine Stelle als Ärztin im Praktikum in der HIV-Ambulanz des renommierten Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Später bewarb sie sich an der Kinderklinik und erhielt dort eine Anstellung als Assistenzärztin. Bei Kolleginnen und Patienten galt sie als sympathisch und hochkompetent. Erst als die junge Frau ihre Dissertation beantragte, worauf die Ärztekammer das Original ihrer Approbationsurkunde verlangte, flog die Täuschung auf. Cornelia E. wurde wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung und einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Scheitern war nicht vorgesehen
Was hatte sie zu der langjährigen Täuschung getrieben? Neben der Liebe zur Medizin war es vor allem die Angst davor, in ihrer Familie als gescheitert zu gelten. Die ältere Schwester führte eine eigene Praxis für Tiermedizin, der ältere Bruder…
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