Thomas Maier erzählt:
„Als Kind hatte ich immer Angst vor meinem Stiefvater. Es machte ihm Spaß, mich einzuschüchtern und zu erniedrigen. ,Schwuli, hol mir ein Bier‘, rief er, wenn er mit Bekannten grillte. Ich funktionierte. Ich hatte Angst vor seinen Schlägen. Auch gegenüber meiner Mutter war er gewalttätig, besonders wenn er betrunken war. Mein Halt war in dieser Zeit meine Oma, bei der ich manchmal übernachten durfte.
Mit 12, 13 sagte ich meiner Mutter oft, dass ich es nicht mehr aushielte. ,Ich sag was in der Schule!‘ Aber ihre Antwort war immer: ,Du wirst die Familie kaputtmachen. Wegen dir werden deine Geschwister ins Heim kommen.‘ Hunderte Male malte ich mir aus abzuhauen – aber sicher würden sie mich finden und zurückbringen.
Dann brach die Verzweiflung aus ihm heraus
Mein Leben war wie ein Ballon voller Probleme. Eines Tages, da war ich 14, war er so voll, dass er einfach platzte – trotz meiner Angst: Als mich die Mutter einer Schulfreundin morgens begrüßte, brach meine Verzweiflung aus mir heraus. Die Mutter war überfordert, riet mir aber, mit unserem Vertrauenslehrer zu sprechen.
Ich hatte wahnsinnig Schiss vor den Folgen und gleichzeitig Hoffnung, dass sich etwas ändert. Durch die ermutigenden Worte der Mutter traute ich mich, den Lehrer in der Pause anzusprechen. Er rief sofort bei dem Hort an, in den ich nachmittags gerne ging. Dort konnte ich bleiben. Der Leiter setzte beim Jugendamt durch, dass ich noch am selben Abend in eine Wohngruppe ziehen konnte. Ich musste nie mehr nach Hause.
Allen Betroffenen möchte ich deshalb zurufen: Habt Mut, euch zu äußern! Es gibt ein besseres Leben!“
Thomas Maier ist verbeamteter Verwaltungswirt. Er ist froh, das geschafft zu haben.