Sich sicher fühlen beim Fahrradfahren

Im Stadtverkehr kann es für Fahrradfahrer gefährlich werden. Auf verkehrsberuhigten Straßen fühlen sie sich meist sicherer. Aber ist dem wirklich so?

Wenn Autos Radfahrerinnen und Radfahrer überholen, kann es zu kritischen Situationen kommen. Daher muss in Deutsch­land innerorts ein Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden. Radelnde, das legt eine aktuelle psychologische Studie nahe, fühlen sich am sichersten, wenn sie in Tempo-30-Zonen auf eigens angelegten Radspuren unterwegs sind. Droht ihnen auf solchen Straßen tatsächlich am wenigsten Gefahr, wird der Sicherheitsabstand dort eingehalten?

Drei Psychologen der Universität Freiburg setzten sich für die Studie aufs Fahrrad und durchquerten die Stadt auf Straßen mit und ohne Radwege. Am Fahrrad war ein Sensor montiert, der die Abstände und Geschwindigkeiten der überholenden Pkw erfasste. Dabei legten die Forscher insgesamt 564 Kilometer zurück und maßen 632 Überholvorgänge an 73 Stellen. Überdies sahen sich 385 erfahrene Freiburger Radfahrerinnen und -fahrer online Bilder genau derselben Strecken an. Die Befragten schätzten ein, wie sicher sie sich jeweils fühlen würden, wenn sie mit dem Rad dort unterwegs wären.

Kurioserweise fühlten sich die Radelnden dort am sichersten, wo sie objektiv am stärksten gefährdet waren: Tempo­beruhigte Straßen mit Radspur sind oft eng und der Platz reicht nicht aus, um genug Abstand zu halten. Ausgerechnet auf Tempo-50-Straßen mit Radspur achteten sowohl Autofahrerinnen als auch Radfahrer am häufigsten auf die Regel.

Rul von Stülpnagel u.a.: Cars overtaking cyclists on different urban road types – expectations about passing safety are not aligned with observed passing distances. Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour, 89, 2022. DOI: 10.1016/j.trf.2022.07.005

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 12/2022: Lieber unperfekt
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