Wir betreten den Raum der Autobahn an der Auffahrt. Die Straße wird zur Startbahn, der Wagen beschleunigt, sanft werden wir in den Sitz gedrückt. Und schon fahren wir im schnellsten Raum, den die Welt in Bodenhöhe zu bieten hat: Nur in Deutschland gibt es kein generelles Tempolimit. Anders als andere Straßen, auf denen wir uns auch anders bewegen, als Fußgänger oder Radfahrer etwa, können wir die Autobahn nur aus der motorisierten Kapsel heraus erleben, aus dem Raum im Raum. Darum ist die Autobahn auch immer ein Spannungsfeld zwischen Schutz und Exponiertheit, Weglaufen und Zu-sich-Finden, Abwechslung und Monotonie, Gemeinsamkeit und Alleinsein.
Mit den Bedingungen jeder Fahrt bekommen Reisen neue Eigenschaften, ist der Fahrer anderen Emotionen ausgesetzt. Die lange Urlaubsreise mit Kleinkindern bei 35 Grad Celsius ist grundsätzlich anders als eine einsame nächtliche Autobahnfahrt im Winter. Obwohl viele Fahrer die Autobahn mit Freiheit assoziieren, ist sie immer gleichzeitig auch ein Gefängnis, ein Paradox von Möglichkeit und Notwendigkeit: Selbst spontane Fluchten bleiben eingerahmt von Regeln, Gesetzen und physikalischen Grenzen.
Wir verbinden die Autobahn mit der Überwindung größerer Distanzen. Bei gut 100 Kilometer pro Stunde lässt sich in acht Stunden durch ganz Deutschland fahren. Kilometer pro Stunde – der Tacho ist eigentlich ein Raummessgerät, das Auto eine Zeitmaschine für die Passage. Am Ende der Reise warten Ziele, Freunde, die Familie, ein Sehnsuchtsort.
Nicht selten ein Angstraum
Wenn wir allein reisen, kann der Mikrokosmos des Autos zum Kontemplationsraum werden, in dem wir uns mit uns selbst auseinandersetzen. Im Zeitalter der sozialen Medien leben wir vor allem im Jetzt. Die Autobahn erlaubt nur sehr begrenzte Möglichkeiten der…
Den kompletten Artikel können Sie bei uns kaufen oder freischalten.