Offenbar ist es normal, dass unser persönlicher Angstpegel über die Jahre etwas ansteigt. Das zeigt ein deutsches Forschungsteam anhand einer Längsschnittuntersuchung über sechs Jahre und anhand der Daten von 5355 von insgesamt 10000 befragten Personen der LIFE-Studie (Adult-Study of the Leipzig Center for Civilization Diseases). Der Anstieg war nicht ausgeprägt, aber auch nicht zufällig. Das deutet darauf hin, dass wir im Lauf der Jahre einfach ängstlicher werden – ohne speziellen Grund.
Geringere Zufriedenheit, weniger Wohlbefinden
Bei der ersten Erhebung lagen die Werte bei knapp 91 Prozent der Befragten im normalen Bereich. Dabei zeigte sich auch: Mehr Angst ging regelmäßig einher mit geringerer Lebenszufriedenheit, mit mehr körperlichen Beschwerden und weniger Wohlbefinden. Darüber hinaus entdeckten die Forschenden, dass Personen, die keine Partnerin, keinen Partner hatten oder arbeitslos waren, im Durchschnitt einen messbar höheren Angstlevel hatten. Dies war auch schon in früheren Studien festgestellt worden.
Alle Probandinnen und Probanden waren zwischen 40 und 80 Jahre alt. Bei der zweiten Befragung war der Anstieg der Angst bei 12,8 Prozent klinisch bedeutsam, also behandlungsbedürftig. Bei Frauen und Männern wuchs die Furcht gleichermaßen – bei den Frauen begann der Anstieg jedoch auf einem höheren Level. Diejenigen (knapp 5000), die an der zweiten Befragung nicht teilgenommen hatten, hatten bei der ersten signifikant höhere Angstwerte aufgewiesen als diejenigen, die die Fragebögen ein zweites Mal ausfüllten. Die Daten wurden zwischen den Jahren 2011 und 2014 und zwischen 2017 und Anfang 2021 erhoben.
Quelle
Andreas Hinz u.a.: Changes in anxiety in the general population over a six-year period. Plos One, 2023. DOI: 10.1371/journal.pone.0291206