Lediglich vier Stunden geschlafen? Am Tag danach sind wir höchstwahrscheinlich nicht nur müde, sondern das Schlafdefizit entzieht uns anscheinend auch die positiven Gefühle und erschwert die Gefühlsregulation. Dies ist ein Ergebnis der bislang größten Metaanalyse zu der Frage, inwieweit sich ein Schlafdefizit auf unseren Umgang mit Gefühlen auswirkt. So zeigte sich auch, dass fehlender Schlaf uns ängstlicher macht – wobei Angst wiederum den Schlaf verschlechterte.
Wenn Menschen zu wenig schlafen, führt dies laut der Studie dazu, dass die Verarbeitung von Gefühlen im Gehirn nicht mehr wie üblich funktioniert. Die Areale, in denen wir Emotionen verarbeiten, sind vermutlich nicht mehr richtig mit dem präfrontalen Cortex verbunden, wo wir entscheiden, planen und Probleme lösen. Die Folge: schlechte Laune, Unmotiviertheit, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit – und eben Angst.
Ohne Unterbrechung wach
Diese Effekte traten unabhängig davon auf, ob Versuchsteilnehmende ein oder zwei Nächte nur vier Stunden geschlafen hatten oder ob sie bis zu mehr als 30 Stunden wachgehalten worden waren. Die Folgen zeigten sich schon, wenn die Personen einmal 18 Stunden ohne Unterbrechung wach waren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten insgesamt 154 Studien mit rund 5700 Teilnehmenden aus der Zeit zwischen 1966 und 2021. In allen Studien ging es um die Folgen von Schlafentzug bei gesunden Teilnehmenden, nicht um Schlafstörungen. Die Metaanalyse kommt zu dem Fazit: Schlafmangel bringt die Verarbeitung von Gefühlen im Gehirn aus dem Gleichgewicht.
Quelle
Cara A. Palmer: Sleep loss and emotion: A systematic review and meta-analysis of over 50 years of experimental research. Psychological Bulletin, 2023. DOI: 10.1037/bul0000410