Im medienöffentlichen Diskurs über Bodybuilding dominieren bad news. Doping, Sucht, Wahn prägen die Auseinandersetzung mit einem Phänomen der Körperkultur, das allen Liberalisierungen zum Trotz für Irritation sorgt. Muskeln um der Muskeln willen? Endloses Wachstum? Ständige Arbeit am eigenen Körper? Zuschreibungen wie „Narzissmus“, „Oberflächlichkeit“ oder „neoliberale Selbstoptimierung“ liegen da nahe. Davon zeugen TV-Dokumentationen wie Muskel-Wahn (Arte 2020) oder zahlreiche Artikel über Kraftsportler, die an Dopingmitteln zugrunde gehen. Psychische Störungen wie die von Harrison Pope bei vielen Bodybuildern diagnostizierte Muskelsucht – Muskeldysmorphie (in Anlehnung an Anorexia nervosa auch Bigorexie genannt) – stoßen auf ein großes Medienecho.
Eher selten liest man Texte mit Titeln wie „Der Mann, der seit 50 Jahre Bodybuilding betreibt und keine Probleme damit hat“. Oder: „Wie diese Frau mithilfe von Bodybuilding aus einer existenziellen Krise fand“. Indem Massenmedien einseitig die Probleme der Szene porträtieren, verstärken sie diese noch – gerade Jugendliche schreckt der Gestus besorgter Eltern nicht ab. So moralisiert man seit Jahrzehnten über Doping im Bodybuilding und trotzdem wird gedopt, ja „Doping ist längst Teil von Fitness und Breitensport“, wie die Medical Tribune 2019 titelte. Offenbar sind die bisherigen Strategien im Umgang mit Doping wenig erfolgreich.
In der empirischen Realität ist Bodybuilding komplexer, als der massenmediale Sensationalismus suggeriert. Schon die geläufige Assoziierung von Bodybuilding mit einer reaktionären Mentalität trifft nur bedingt zu. Bereits der legendäre Muscle Beach in Los Angeles war eine Initiative der Prog…
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