Im Berufsleben können wir uns die Menschen, mit denen wir täglich zusammenarbeiten, unsere Kolleginnen und Kollegen, nicht aussuchen. Auch deshalb treffen wir dort häufig auf Menschen, die wir schwierig finden. Konfliktberaterin Ursula Wawrzinek zeigt anhand fünf konkreten Situationen, wie Sie mit komplizierten Begegnungen umgehen können.
Situation 1: Abwertung
Sobald die ältere Kollegin das Büro verlässt, sagt der machtbewusste Kollege: „Tja, das hat sie mal wieder falsch verstanden, sie ist wirklich nicht besonders helle. Wann geht sie eigentlich in Rente?“ Sie stehen daneben, sind geschockt, weil Sie nicht wollen, dass der Kollege andere runtermacht.
Was tun? Formulieren Sie sachlich Ihr ungutes Gefühl. Etwa indem Sie sich abgrenzen mit einem Satz wie: „Ich finde es unangenehm, hier so zu lästern.“ Oder: „Finde ich heftig, so eine Aussage. Daran möchte ich mich nicht beteiligen.“ Vertreten Sie die Position möglichst routiniert und klar, ohne den Kollegen persönlich anzugreifen.
Situation 2: Beharren
Egal welchen Vorschlag Sie fürs Projekt machen, Ihre Kollegin sagt jedes Mal: „Nein, wir haben das immer schon so gemacht. Das ändern wir nicht.“ Sie gibt Ihnen außerdem zu verstehen, dass Ihre Ideen kein Gewicht haben.
Was tun? Hier setzt eine Person eigene Regeln durch, behindert damit aber direkt Ihre Arbeit. Beschreiben Sie Ihre Beobachtung, Ihr Bedürfnis zum Beispiel so: „Ich habe den Eindruck, dass ich auf diese Weise keinen Beitrag leisten und das Projekt nicht mitgestalten kann.“ Falls die Kollegin dabei bleibt, können Sie einen Schritt weitergehen und sagen: „Das ist für mich schwierig, denn das ist meine Aufgabe. Ich würde das gern gemeinsam mit der Führungskraft besprechen.“
Situation 3: Manipulation
Die Kollegin klagt über Erschöpfung und sagt: „Kannst du heute bitte diese eine Aufgabe für mich übernehmen? Ich schaffe das einfach nicht.“ Sie wissen, dass die andere ständig versucht, die „Ich-kann-heute-nicht-Karte“ zu spielen, und wollen sich abgrenzen.
Was tun? Stellen Sie sich schon im Vorfeld darauf ein, dass solche Überrumpelungsaktionen von der Kollegin kommen können. Legen Sie sich wenige einfache Sätze zurecht, zum Beispiel: „Das tut mir leid, dass es dir nicht gutgeht. Aber ich kann deine Arbeit nicht machen, ich habe selbst so viel zu tun.“ Bleiben Sie dabei, wiederholen Sie den Satz. Das reicht oft als Abgrenzung.
Situation 4: Cholerisches Verhalten
Die Chefin flippt wegen einer Kleinigkeit vor dem Team aus mit den Worten: „Hier läuft nichts! Sie sind unfähig. Das wird Konsequenzen haben.“ Als Sie widersprechen und aufzählen, was alles prima läuft, wird die Chefin noch wütender.
Was tun? Cholerische Menschen gibt es viele. Man ändert sie nicht, muss sich von ihnen aber auch nichts gefallen lassen. Hilfreich ist ein Doppelschritt: Erkennen Sie zunächst auf sachliche Weise an, dass ein Fehler passiert ist und Sie sich darum kümmern werden. Sagen Sie daraufhin aber auch, dass Sie sich einen sachlichen Ton wünschen. Oft hilft das.
Situation 5: Viel reden
Der Kollege redet ausgiebig darüber, was er am Wochenende Tolles gemacht hat. Sie wollen ihn stoppen, wissen aber nicht wie.
Was tun? Erkennen Sie an, was der andere erzählt, und begrenzen Sie dann klar. Zum Beispiel: „Schön, dass dein Wochenende toll war. Ich muss dich jetzt aber unterbrechen, weil ich etwas fertigmachen will.“ Eigentlich einfach – wichtig ist, möglichst rasch einzuhaken. Machen Sie es bei der nächsten Vielrede-Aktion des Kollegen genauso. So lernen beide Seiten.
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Quelle
Ursula Wawrzinek: Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten. Wie Sie Konflikte kreativ lösen. Klett-Cotta 2022 (7. Auflage)