Erfahrungen ansprechen
Ein offenes Gespräch mit den Eltern kann lohnen. Neue Sichtweisen ergeben sich, die Eltern erklären ihr Handeln oder Nichthandeln oder erkennen rückblickend die Leistung des Kindes an. Nicht immer läuft es so versöhnlich, aber einen Versuch ist es wert. Möglicherweise hilft eine Mediatorin oder ein Familientherapeut bei der gemeinsamen Aufarbeitung.
Grenzen setzen
Ein sinnvoller, aber oftmals als sehr schwer empfundener Schritt ist, sich von den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern…
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oftmals als sehr schwer empfundener Schritt ist, sich von den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern abzugrenzen. Dazu gehört, nein zu sagen. Oder ein Gespräch mit Mutter oder Vater zu unterbrechen, wenn deren Aussagen als zu belastend empfunden werden. Eine Psychotherapie kann dabei unterstützen, besser für sich selbst zu sorgen statt nur für die Eltern.
Distanz aufbauen
Es kann entlasten, die Eltern nur einmal im Monat zu sehen statt jede Woche. Von persönlichen Treffen auf Telefonate zu wechseln schafft auch Abstand. Für mehr Distanz: Textnachrichten ermöglichen, im eigenen Tempo zu antworten oder die Nachricht der Eltern erst mal nicht zu lesen.
Kontakt oder Stille?
In manchen Eltern-Kind-Beziehungen kommt der Kontakt zum Erliegen, einige brechen ihn bewusst als Erwachsene ab. Die gekappte Verbindung kann guttun. Geklärt ist dadurch meist nichts, die Probleme miteinander bleiben ungelöst.
Lesen Sie hierzu unsere Titelgeschichte aus Heft 8/23: Das ewig hilfreiche Kind
Quellen
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Internetauftritt zu Parentifizierung von Raphael Höfinger: www.psychotherapie-hoefinger.at/parentifizierung
Internetauftritt zu Parentifizierung von Johannes Faupel: www.parentifizierung.de