Konsumkritik: Ökosneaker

Umweltbewusstsein stoppt nicht an den Knöcheln. In nachhaltigen Schuhen laufen wir auf gutem Gewissen – und brauchen sie unbedingt in allen Farben!

Wer seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern möchte, prüft früher oder später auch seine Fußbekleidung. Und spätestens seit dem Erfolg der Recherche Sneakerjagd (2021) von NDR, Zeit und Flip ist klar: Sneaker sind eine Umweltkatastrophe. Also kommen nun „nachhaltige Modelle“ auf den Markt, etwas aus veganen, recycelten und fair produzierten Materialien.

Doch über ihrer Fußfixiertheit vergessen die Produzenten und Produzentinnen die menschliche Psyche: Die nämlich geht ihre eigenen Wege. Verbinden wir ein gutes Gefühl mit einem Produkt, konsumieren wir mehr davon. Lässt sich etwas einfach recyceln, entsorgen wir es schneller ruhigen Gewissens. Und verbraucht unser Auto weniger Benzin oder Strom, fahren wir weitere Strecken damit. Der Ökonom William Stanley Jevons hat diesen Selbstbetrug schon 1865 als Rebound-Effekt beschrieben. Stünden der Menschheit unendliche Ressourcen zur Verfügung, etwa durch Kernfusion oder Rohstoffe aus dem Weltraum, so wüchsen auch unsere Bedürfnisse ins Unendliche. Für den Kapitalismus wird also weiterhin gelten: Läuft!

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