Sexismus erkennen: Allein das Wissen darüber, wie Sexismus aussieht und welchen Prozessen er folgt, wo er auftaucht und wie er wirkt, kann Frauen und Männer davor schützen, ihn zu verinnerlichen.
An positive Beispiele denken: Der amerikanische Psychologe Bertram Gawronski hat herausgefunden, dass das bewusste Denken an Eigenschaften, die nicht dem Stereotyp entsprechen, dazu führt, dass Stereotype weniger präsent sind und weniger verwendet werden. Ein Beispiel: Als Mädchen oder Frau kann es bei einer…
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weniger präsent sind und weniger verwendet werden. Ein Beispiel: Als Mädchen oder Frau kann es bei einer naturwissenschaftlichen Aufgabe hilfreich sein, an berühmte Wissenschaftlerinnen zu denken. Eine kleine Anregung:
Lise Meitner war eine österreichische Physikerin und geniale Wissenschaftlerin, die als Erste eine korrekte theoretische Erklärung der Kernspaltung veröffentlichte
Margaret Hamilton programmierte einen Computercode, der die erste Mondlandung 1969 möglich machte
Christiane Nüsslein-Volhard ist eine der führenden deutschen Genforscherinnen und wurde mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet
Gertrude Belle Elion entwickelte ein Medikament zur Behandlung von Leukämie und wurde zu einer Pionierin in der Chemotherapie
Offen debattieren: Der Psychologin Syeda Rahmani zufolge kann der aktive Austausch über Sexismus und Frauenfeindlichkeit Menschen davor schützen, diese Werte zu verinnerlichen. Sei es privat oder in Gruppen: Es hilft, Gedanken und Gefühle zum Thema Sexismus zu teilen, um sie zu überwinden.
Schon bei den Kleinen anfangen: Die Ergebnisse einer Studie zu Stereotypen belegen, dass Mädchen in der Schule besser abschneiden, wenn bei einer Aufgabe deutlich wird, dass ihr Geschlecht bei der Bearbeitung keine Rolle spielt. Wir können zum Beispiel Mädchen ermutigen, auf Bäume zu klettern und Buden zu bauen, sowie Jungen zum Malen oder Spielen mit Puppen ermuntern. Auch auf eine geschlechtergerechte Sprache zu achten hilft.
Nachfragen statt Abwehr: Wird man selbst auf eine sexistische Äußerung hingewiesen, gerät man schnell in den Verteidigungsmodus: „Das war doch nicht so gemeint.“ Hilfreicher ist, mit Verständnis auf das Feedback zu reagieren und sich zu fragen, was man in Zukunft besser machen kann. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Aussagen kann helfen, (unbewusste) sexistische Vorstellungen zu hinterfragen.
Dinge ansprechen: Sexistische Äußerungen und Diskriminierungen kommen vor allem im Arbeitsumfeld vor. Unternehmen können Weiterbildungsseminare zum Umgang am Arbeitsplatz anbieten, um das Thema Sexismus zu enttabuisieren. Die Psychologin Christina Schütteler wirbt für einen offenen Umgang: „Im Arbeitsleben helfen klare Linien, wie sexistische Vorfälle angesprochen werden – über alle Hierarchien hinweg.“
Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie gerne auch, was man unter internalisiertem Sexismus versteht und warum er auch in vielen Frauen verwurzelt ist in Wir sind kein Stereotyp.
Quellen
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Lars-Eric Petersen, Bernd Six (Hg.): Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. Beltz 2020, (2., überarbeitete und erweiterte Auflage)
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Jenny Roth, Melanie C. Steffens: Stereotype und Vorurteile. Homosexualität in der Familie. Handbuch für familienbezogenes Fachpersonal, 2014, 25-32
Christina Schütteler, Timo Slotta: Diskriminierungssensible Psychotherapie und Beratung. Basiswissen, Selbsterfahrung und therapeutische Praxis. Springer-Verlag 2023
Bernd Six: Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. In: Philipp Ozimek, Hans-Werner Bierhoff, Elke Rohmann, Stephanie Hanke (Hg.): Angewandte Sozialpsychologie. Ein Lehrbuch. Kohlhammer 2022
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Syeda F. Rahmani: Women’s experiences of internalized sexism. Dissertations, 451, 2020, 1–83
Binaz Bozkur: Developing internalized sexism scale for women: A validity and reliability study. International Journal of Eurasian Education and Culture, 5/11, 2020, 1981–2028
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